Wonne der Wehmuth von Johann Wolfgang von Goethe

Trocknet nicht, trocknet nicht,
Thränen der ewigen Liebe!
Ach nur dem halbgetrockneten Auge
Wie öde wie todt die Welt ihm erscheint!
Trocknet nicht, trocknet nicht,
Thränen unglücklicher Liebe!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Wonne der Wehmuth“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
28
Entstehungsjahr
1827
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wonne der Wehmuth“ stammt von Johann Wolfgang von Goethe, einem renommierten deutschen Dichter und Denker der Sturm- und Drang- sowie Weimarer Klassik-Epoche, die in die zweite Hälfte des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts fällt.

Beim ersten Durchlesen wirkt das Gedicht emotional schwer und getragen, es scheint die Intensität und Tiefe der menschlichen Gefühlswelt zu behandeln.

Inhaltlich fordert das lyrische Ich in scheinbar mahnender oder flehender Art, dass Tränen der ewigen und unglücklichen Liebe nicht trocknen sollen. Der Eindruck entsteht, dass es die Tränen als Ausdruck authentischer Emotionen und als Zeugnisse echter, tiefer Liebe sieht. Dem „halbgetrockneten Auge“, das vielleicht metaphorisch die Gleichgültigkeit oder emotionale Stumpfheit repräsentiert, erscheint die Welt „öde“ und „tot“. Dies kann als Aussage des lyrischen Ichs gedeutet werden, dass das Leben ohne die Möglichkeit der tiefen emotionalen Erfahrung und des Ausdrucks dieser Emotionen seine Farbe und Lebendigkeit verliert.

Das Gedicht besteht aus nur einer Strophe und sechs Versen. Die Kürze und Einfachheit der Form dient dazu, die Botschaft klar und unverblümt zu vermitteln. Die Sprache ist emotionsschwanger und bildreich. Phrasen wie „Tränen der ewigen Liebe“ oder „Thränen unglücklicher Liebe“ spiegeln nicht nur die Intensität der Gefühle, die das lyrische Ich zu vermitteln sucht, wider, sondern verleihen auch eine gewisse Schwere, die die Zerrissenheit und komplexe Natur der Liebe und des Leids hervorhebt.

Die Wiederholung der Zeilen „Trocknet nicht, trocknet nicht“ und „Thränen der ewigen Liebe“ und „Thränen unglücklicher Liebe“ in der ersten und letzten Zeile schließt das Gedicht in eine Art Kreis und verstärkt seinen bittenden, fast flehenden Charakter.

Insgesamt spiegelt Goethes Gedicht die Paradoxie der menschlichen Emotionen wider – die Zerstörung und das Leiden, die mit intensiver Liebe einhergehen können, aber auch die Wehmut, die als bedeutungsvolle und bereichernde Erfahrung verstanden wird. Es illustriert ihr inhärentes Dilemma: ohne diese Tiefs kann das Leben fade und leer erscheinen, doch ihre Intensität kann bisweilen überfordernd sein.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Wonne der Wehmuth“ ist Johann Wolfgang von Goethe. Im Jahr 1749 wurde Goethe in Frankfurt am Main geboren. Im Jahr 1827 ist das Gedicht entstanden. Stuttgart und Tübingen ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Goethe handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Epoche der Literatur, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. Der Epoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Auflehnen gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Schriftsteller der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Literaturepoche der Klassik beginnt nach herrschender Auffassung mit der Italienreise Goethes, die er im Jahr 1786 im Alter von 36 Jahren machte. Das Ende der Epoche wird auf 1832 datiert. In der Klassik wurde die Literatur durch Auswirkungen der Französischen Revolution, die ziemlich zu Beginn der Epoche stattfand, entscheidend geprägt. In der Französischen Revolution setzten sich die Menschen dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Ausgangspunkt und literarisches Zentrum der Weimarer Klassik (kurz auch häufig einfach nur Klassik genannt) war Weimar. Menschlichkeit, Toleranz und Übereinstimmung von Natur und Mensch, von Individuum und Gesellschaft sind die Ideale der Klassik. Im Zentrum des klassischen Kunstkonzepts steht das Streben nach harmonischem Ausgleich der Gegensätze. In der Klassik wird eine sehr geordnete, einheitliche Sprache verwendet. Kurze, allgemeingültige Aussagen (Sentenzen) sind oftmals in Werken der Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, legte man großen Wert auf formale Ordnung und Stabilität. Metrische Ausnahmen befinden sich oftmals an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Goethe, Schiller, Wieland und Herder bildeten das „Viergestirn“ der Weimarer Klassik. Es gab natürlich auch noch andere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das 28 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 6 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Alexis und Dora“, „Am 1. October 1797“ und „Amytnas“ sind weitere Werke des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Zum Autor des Gedichtes „Wonne der Wehmuth“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1618 Gedichte veröffentlicht.

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