Winterabend von Theodor Fontane
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Da draußen schneit es: Schneegeflimmer |
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Wies heute mir den Weg zu Dir; |
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Eintret’ ich in Dein traulich Zimmer, |
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Und warm an’s Herze fliegst Du mir – |
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Abschüttl’ ich jetzt die Winterflocken, |
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Abschüttl’ ich hinterdrein die Welt, |
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Nur leise noch von Schlittenglocken |
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Ein ferner Klang herübergellt. |
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„Nun aber komm, nun laß uns plaudern |
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Vom eignen Herd, von Hof und Haus!“ |
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Da baust Du lachend, ohne Zaudern, |
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Bis unter’s Dach die Zukunft aus; |
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Du hängst an meines Zimmers Wände |
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All meine Lieblingsschilderein, |
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Ich seh’s und streck danach die Hände, |
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Als müss’ es wahr und wirklich sein. |
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So flieht des Abends schöne Stunde, |
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Vom fernen Thurm tönt’s Mitternacht, |
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Die Mutter schläft, in stiller Runde |
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Nur noch die Wanduhr pickt und wacht. |
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Ade, Ade! von warmen Lippen |
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Ein Kuß noch, – dann in Nacht hinein: |
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Das Leben lacht, trotz Sturm und Klippen, |
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Nur Steurer muß die Liebe sein. |
Details zum Gedicht „Winterabend“
Theodor Fontane
3
24
146
1895
Realismus
Gedicht-Analyse
Das analysierte Gedicht „Winterabend“ wurde von Theodor Fontane geschrieben, einem deutschen Schriftsteller und Journalisten des 19. Jahrhunderts, der vor allem für seine Romane und Gedichte bekannt ist. Das Gedicht kann daher in das literarische Zeitalter des Realismus eingereiht werden.
Auf den ersten Blick erweckt das Gedicht eine warme, heimelige Atmosphäre. Es spielt an einem Winterabend, was für die gemütliche Stimmung beiträgt.
Im Gedicht geht es um das lyrische Ich, das den Abend mit einer geliebten Person verbringt. Diese Person, wahrscheinlich eine Frau, bietet ihm Schutz und Wärme an diesem kalten Winterabend. Sie unterhalten sich, plaudern über ihr zukünftiges gemeinsames Heim und das Gedicht endet damit, dass das lyrische Ich sich von ihr verabschiedet und in die kalte Winternacht hinausgeht. Die Schlüsselbotschaft des Gedichts scheint zu sein, dass Liebe und Vertrautheit einen sicheren Hafen inmitten der Kälte und Dunkelheit des Lebens darstellen können.
Das Gedicht hat eine geordnete Form, bestehend aus drei Strophen mit jeweils acht Versen und regelmäßigem Reim-Schema (Kreuzreim: abab, cdcd), was zur harmonischen Atmosphäre beiträgt. Fontanes Sprache ist direkt und bildhaft, durch seinen gekonnten Kontrast zwischen der Kälte und Dunkelheit draußen und der Wärme und Helligkeit drinnen, erschafft er eine starke und eindrucksvolle Atmosphäre. Überdies spielt er geschickt mit Geräuschen (Schlittenglocken, Wanduhr), um die Stille und Ruhe des Abends zu betonen.
Insgesamt erzeugt Fontane eine stimmungsvolle Szene, die die Zärtlichkeit und das Glück eines ruhigen Abends zu zweit vermittelt, doch durch die abschließende Feststellung „Nur Steurer muss die Liebe sein“ wird gezeigt, dass das lyrische Ich weiß, dass das Leben nicht immer so einfach und angenehm sein wird. Es ist jedoch bereit, die Herausforderungen (Sturm und Klippen) anzunehmen, um die bezaubernde Liebe (Steurer) fortzuführen.
Weitere Informationen
Theodor Fontane ist der Autor des Gedichtes „Winterabend“. Im Jahr 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1895. Erschienen ist der Text in Stuttgart und Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Realismus zuordnen. Bei Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 146 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf der Treppe von Sanssouci“, „Ausgang“ und „Barbara Allen“. Zum Autor des Gedichtes „Winterabend“ haben wir auf abi-pur.de weitere 214 Gedichte veröffentlicht.
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