Sonett XXXVIII. von William Shakespeare

Wie kann ich Stoff zum Singen je entbehren,
So lange du noch athmest, dem Gesang,
Den eignen süßen Inhalt zu gewähren,
Zu herrlich weit für niedern Liedes Klang?
O gieb dir selbst den Dank, wenn irgend wann
Du Lesenswerthes fandst, was ich gedichtet,
Wer ist so stumm, der dich nicht singen kann,
Der selber der Erfindung Pfad gelichtet?
Sei du die zehnte Mus’, zehnmal mehr werth
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Als jene neun, gerühmt von Dichterlingen;
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Es mag der Sänger, welcher dich verehrt,
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Für alte Zeiten ew’ge Verse singen.
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Wenn dieser strengen Zeit mein Lied gefällt,
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Mein sei die Müh’, doch dein das Lob der Welt!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sonett XXXVIII.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
103
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das Gedicht ist ein Sonett von William Shakespeare, ein in Stratford-upon-Avon geborener Dramatiker, Lyriker und Schauspieler, der im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert lebte und arbeitete. Dieses spezielle Sonett ist Teil von Shakespeares bekannter Sammlung von 154 Sonetten, deren Veröffentlichung auf das Jahr 1609 datiert wird.

Beim ersten Lesen hinterlässt das Gedicht den Eindruck von Bewunderung und tiefer Zuneigung des lyrischen Ichs gegenüber einer nicht näher spezifizierten Person. Im Gedicht drückt das lyrische Ich aus, dass es seine Inspiration für den Gesang und das Dichten von dieser Person erhält und dass diese Person eine Bedeutung hat, die die von neun Musen übersteigt.

Das lyrische Ich beginnt damit, die Frage zu stellen, wie es jemals ohne Inspiration für seinen Gesang auskommen kann, solange die geliebte Person noch lebt. Es betont die Schönheit, Inspiration und den Wert der geliebten Person und ruft diese Person dazu auf, sich selbst zu danken, wenn sie jemals etwas Würdiges in seinen Gedichten findet. Es stellt die Frage, wer so sprachlos ist, dass er die geliebte Person nicht besingen kann. Die geliebte Person wird als die zehnte Muse dargestellt, die zehnmal wertvoller ist als die übrigen neun. Am Ende des Gedichts wird hervorgehoben, dass es das lyrische Ich ist, das die Arbeit und Anstrengung im Gestalten des Liedes investiert hat, aber das Lob und die Anerkennung auf der Welt der geliebten Person gehören.

Im Hinblick auf die Form handelt es sich um ein Sonett, ein vierzehnzeiliges Gedicht, das nach einem festgelegten Reimschema strukturiert ist. Das Gedicht ist in modernisiertem Deutsch verfasst und verfügt über einen festen Rhythmus und Reim, was für die Sonettform typisch ist und etwas von der Musikalität und Rhythmik des ursprünglichen Shakespeare-Sonetts bewahrt. Es verwendet Metaphern und symbolische Sprache, wie es in der Poesie häufig der Fall ist, um Gefühle und Ideen zu vermitteln.

Sprachlich ist das Gedicht ausdrucksstark, leidenschaftlich und melodisch. Es gibt einige rhetorische Fragen, die dazu dienen, die Gefühle und Gedanken des lyrischen Ichs zu betonen und den Leser zum Nachdenken zu ermutigen. Ausdrücke wie „zehnte Muse“, die „zehnmal mehr wert ist“ als die früheren neun, veranschaulichen die hervorragende Stellung und Wertschätzung der geliebten Person im Leben des lyrischen Ichs. Der abschließende Vers ist eine Anerkennung der künstlerischen Anstrengungen des lyrischen Ichs, zeigt aber gleichzeitig die Demut des Dichters hinsichtlich seiner Fähigkeiten und seiner Bewunderung gegenüber der geliebten Person.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sonett XXXVIII.“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers William Shakespeare. 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1580 und 1616. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 103 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett C.“, „Sonett CI.“ und „Sonett CII.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett XXXVIII.“ weitere 160 Gedichte vor.

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