Sonett XXXIX. von William Shakespeare

Wie kann ich deinen Werth nach Würden singen,
Da du der bessre Theil ja bist von mir?
Was kann mein eignes Lob mir selber bringen?
Mich preis’ ich ja, wenn Lob ich singe dir.
Laß darum schon getrennt uns Beide leben,
Verzichten uns, durch Liebe eins zu sein,
Daß durch die Trennung selbst ich dir kann geben,
Was dir gebührt, was du verdienst allein.
Welch eine Qual wärst du, Abwesenheit,
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Gäb’ deine bittre Muße uns nicht Frist,
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Zu kürzen Liebe denkend deine Zeit,
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Daß Zeit und denken gern man drob vergißt.
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Und daß man Zwei aus Einem machen lernt,
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Indem man hier den preis’t, der bleibt entfernt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sonett XXXIX.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
108
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist William Shakespeare, ein englischer Dramatiker, Lyriker und Schauspieler, der im 16. und 17. Jahrhundert lebte. Dieses Sonett (Sonett 39) gehört zu seinen berühmten 154 Sonetten.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das lyrische Ich sehr nachdenklich ist und sich mit den Fragen und Schwierigkeiten auseinandersetzt, die beim ausdrücken der Liebe und Wertschätzung gegenüber einer Person auftreten, die es als einen Teil von sich selbst sieht.

In einfacheren Worten, das Gedicht scheint eine Liebeserklärung zu sein, jedoch eine etwas komplizierte. Das lyrische Ich reflektiert darüber, wie es dem geliebten Gegenüber gerecht werden und dessen Wert in angemessener Weise artikulieren kann. Es kommt zu dem Schluss, dass es das nur erreichen kann, indem er sich von dem anderen trennt – eine Art der paradoxen Logik, nach der die Trennung sie irgendwie näher zusammenbringt. Es wird auch der Schmerz der Trennung besprochen (Vers 9-12). In den letzten beiden Versen wird die Idee von Einheit in Zweisamkeit wiederholt, da das lyrische Ich trotz der räumlichen Trennung die geliebte Person lobpreist.

Formal ist das Gedicht ein Sonett, eine streng strukturierte Gedichtform mit vierzehn Versen. Es hält sich an das klassische Sonett-Schema, das in der englischen Literatur durch Shakespeare bekannt wurde. Seine Sprache ist poetisch und hochgestochen, was für Shakespeares Werke typisch ist. Die verwendeten bilderreichen Metaphern und der wechselnde Rhythmus verlangen vom Leser, sich auf eine bestimmte Form des Denkens und Verstehens einzulassen, die eher introspektiv und reflektierend ist.

Alles in allem drückt das Gedicht die Komplexität der Liebe und der menschlichen Beziehungen aus. Eine Interpretation könnte sein, dass das lyrische Ich die Tiefe der Liebe zu seinem geliebten Gegenüber erkennen lässt, während es gleichzeitig die innere und äußere Distanz reflektiert, die notwendig ist, um die volle Wertschätzung für die andere Person zu gewinnen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Sonett XXXIX.“ ist William Shakespeare. Geboren wurde Shakespeare im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon. Das Gedicht ist in der Zeit von 1580 bis 1616 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 108 Worte. Der Dichter William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett CIX.“, „Sonett CL.“ und „Sonett CLI.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett XXXIX.“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 160 Gedichte vor.

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