Sonett XXXIII. von William Shakespeare
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Wohl manchen schönen Morgen sah ich glüh’n, |
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Mit königlichem Auge Berge grüßen, |
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Küssend mit goldnem Blick der Wiesen Grün, |
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Mit Himmelszauber Gold auf Ströme gießen; |
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Doch bald verhüllten niedre Wolken ihn, |
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In eklem Schleier bergend sein Gesicht, |
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Die der verlornen Welt sein Bild entzieh’n, |
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Bis westwärts schmählich sich verbirgt sein Licht; |
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So schien nur kurzen Morgen mir die Sonne |
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Mit hehrem Strahlenglanze um das Haupt; |
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Doch ach! nicht lange freut’ ich mich der Wonne, |
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Ein nah’ Gewölk hat sie mir jetzt geraubt. |
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Doch tadelt sie darum nicht meine Liebe, |
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Wie Himmelsglanz wird Glanz der Erde trübe. |
Details zum Gedicht „Sonett XXXIII.“
William Shakespeare
1
14
98
nach 1580
Humanismus, Renaissance & Reformation
Gedicht-Analyse
Der Autor dieses Gedichts ist der weltberühmte Dramatiker William Shakespeare, der um 1564 geboren wurde und 1616 starb. Seinen Lebensdaten entsprechend lässt sich das Gedicht in die Epoche der englischen Renaissance einordnen.
Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von einer klaren und bildhaften Naturbeschreibung. Es wirkt auf den ersten Blick wie eine Landschaftsschilderung, die sich aber im Verlauf des Gedichts zu einer Metapher entwickelt, die dem lyrischen Ich als Plattform dient, um über seine Gefühle zu sprechen.
In seiner einfachsten Form handelt das Gedicht von einem Sonnenaufgang, den das lyrische Ich betrachtet. Die Sonne erscheint strahlend und golden, sie verzaubert alles mit ihrem Glanz. Allerdings verdunkeln Wolken bald die Szene und die Sonne verschwindet. Dieses Naturereignis scheint gleichzeitig eine Metapher für eine menschliche Beziehung zu sein, die anfangs strahlend und glücklich war, aber tragischerweise bald ein Ende fand.
Das lyrische Ich könnte seine traurige, enttäuschte Liebe zu einer Person ausdrücken, in der es zunächst nur Positives sah, bis diese Person ihm plötzlich 'abhanden gekommen' ist und jetzt die einstige Freude in Trauer gewandelt hat. Trotz dieser Enttäuschung weist das lyrische Ich darauf hin, dass man seine Liebe nicht tadeln sollte, da der Glanz der Welt - wie der Glanz des Himmels - naturgemäß einen Wechsel von Licht und Dunkelheit erfahren wird, was möglicherweise auf eine Erkenntnis der Vergänglichkeit alles Schönen und der inhärenten Dualität der Liebe hindeutet - sie kann gleichermaßen Freude und Leid bringen.
Die Form des Gedichts ist ein Sonett. Diese strenge lyrische Form besteht aus 14 Zeilen mit einem festen Reimschema. Die Sprache des Gedichts spiegelt Shakespeares Talent für bildhafte und zugleich klare Ausdrucksweise wider, das sich sowohl in der Beschreibung der Natur als auch in der Darstellung menschlicher Emotionen äußert. Der Wechsel von Licht zu Dunkel, die Verwendung des Wortes „grüßen“ für die Berge und die Personifizierung der Sonne demonstrieren Shakespeares Fähigkeit, die Natur zu anthropomorphisieren, um menschliche Erfahrungen und Emotionen zu veranschaulichen. Darüber hinaus deuten die Verse darauf hin, dass vieles, was auf den ersten Blick schön erscheint, letztendlich seine Schattenseiten mit sich bringt - ein Thema, das in Shakespeares Werk häufig vorkommt.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Sonett XXXIII.“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers William Shakespeare. Der Autor William Shakespeare wurde 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1580 bis 1616 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zu. Bei Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 98 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors William Shakespeare sind „Sonett CL.“, „Sonett CLI.“ und „Sonett CLII.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett XXXIII.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.
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