Sonett XXXII. von William Shakespeare

Erlebst du meiner Tag’ ersehntes Ziel,
Wenn mein Gebein mit Staub der Tod vereint,
Und dir durch Zufall in die Hände fiel:
Dies arme, rohe Lied vom todten Freund,
Vergleich’ es mit der Zeiten Weitergang;
Obgleich es übertrifft der Andern Singen,
Um meine Lieb’ erhalt’ es, nicht um Klang,
Der Glücklicheren besser mag gelingen.
O dann sei liebend dies von dir gedacht:
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„Wenn mit der Zeit sein Lied gewachsen wäre,
11 
„Schönres als dies hätt’ er an’s Licht gebracht,
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„Das mit dem Besten hätte gleiche Ehre;
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„Doch da er starb, und sich die Dichtkunst hob,
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Spend’ ihrer Schönheit, seiner Lieb’ ich Lob.“
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett XXXII.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
102
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das im Auftrag vorgestellte Gedicht ist das 32. Sonett des englischen Dramatikers und Lyrikers William Shakespeare. Shakespeare lebte von etwa 1564 bis zum 3. Mai 1616, was bedeutet, dass seine Werke in die Epoche der Renaissance und des Barock fallen.

Auf den ersten Blick ist das Gedicht geprägt von einer melancholischen Atmosphäre und der Thematik des Todes. Es thematisiert die Vorstellung damit umzugehen, nicht mehr am Leben zu sein, und der Herangehensweise jener, die zurückbleiben.

In einfachen Worten beschreibt das lyrische Ich eine imaginäre Situation, in der der Sprecher gestorben ist und seine Gedichte, insbesondere dieses, jemandem (möglicherweise einer geliebten Person) „durch Zufall in die Hände fiel„(Vers 3). Es bittet, die Qualität seiner Poesie nicht an dem Fortschritt der Literatur und anderen, talentierteren Autoren zu messen, sondern an der Liebe und Tiefe der Gefühle, die es in seine Verse legte (Verse 5-8). Im Falle seines Todes bittet es die Leser_in seiner Gedichte, zu bedenken, dass er – hätte er mehr Zeit gehabt – bessere Gedichte hätte schreiben können (Verse 9-12). Zum Abschluss gibt das lyrische Ich den Wunsch zu verstehen, dass Posthumität seiner Liebe und Poesie Ehre verliehen wird.

In Bezug auf die Form und Struktur ist es ein klassisches Sonett mit 14 Versen. Es folgt möglicherweise dem traditionellen Shakespeare-Sonett-Reimschema ABABCDCDEFEFGG, da die gegebene Version keine Zeilen- oder Strophenunterteilungen enthält, um dies zu bestätigen. Hinsichtlich der Sprache verwendet Shakespeare metaphorische Ausdrücke, um seinen Standpunkt und seine Empfindungen noch klarer zu vermitteln. Das Thema des Todes, der literarischen Nachleben und der Wunsch nach Anerkennung der reinen Liebe zum Ausdruck zu bringen, sind in Shakespeares Sonett sichtbar.

Schlussfolgernd mag das Sonett 32 als ein „Testament“ von Shakespeares eigenem literarischen Werk und seiner Hingabe an die Poesie verstanden werden. Es offenbart die Hoffnung auf eine posthume Anerkennung nicht aufgrund technischer Perfektion, sondern aufgrund der Leidenschaft und Aufrichtigkeit, die in seiner Dichtung stecken.

Weitere Informationen

William Shakespeare ist der Autor des Gedichtes „Sonett XXXII.“. Im Jahr 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1580 und 1616. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zugeordnet werden. Bei Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 102 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett CIII.“, „Sonett CIV.“ und „Sonett CIX.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett XXXII.“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 160 Gedichte vor.

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