Sonett XXX. von William Shakespeare
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Wenn vor die Schranken meiner stillen Brust |
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Ich fordre die Erinn’rung alter Zeit, |
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Bewein’ ich manchen schmerzlichen Verlust, |
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Dem alten Schmerz wird neue Klag’ geweiht. |
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Dann strömt mein Auge, Thränen ungewöhnt, |
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Um treue Freunde, die der Tod verhüllt, – |
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Mit Thränen wird der Liebe Weh’ verhöhnt – |
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Und heiß beseufz’ ich manch entschwundnes Bild; |
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Dann trag’ ich Leid um längst vergangnes Leid, |
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Und überschaue meines Lebens Qual, |
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Und traur’ um alten Schmerzes Bitterkeit |
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Mit tiefem Gram, wie bei dem ersten Mal. |
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Doch wenn ich dann, mein Freund, zu dir mich wende, |
14 |
Ist mein Verlust, mein Kummer gleich zu Ende. |
Details zum Gedicht „Sonett XXX.“
William Shakespeare
1
14
98
nach 1580
Humanismus, Renaissance & Reformation
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts ist William Shakespeare. Shakespeare lebte von 1564 bis 1616, er war ein englischer Dramatiker, Lyriker und Schauspieler und gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller aller Zeiten. Das Gedicht „Sonett XXX“ ist Teil seiner 154 berühmten Sonette, die er im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert verfasste.
Das Gedicht erweckt zunächst einen melancholischen und traurigen Eindruck. Es thematisiert Erinnerungen, Verluste und Schmerz, die beim lyrischen Ich starke Emotionen hervorrufen. Die letzte Wendung des Gedichts bringt jedoch eine positive Aufhebung der vorangegangenen düsteren Stimmung.
Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich, wie es alte Erinnerungen und Erfahrungen durchlebt, schmerzhafte Verluste beklagt und tiefe Trauer empfindet. Diese Emotionen sind so intensiv, dass sie physisch manifestiert sind, in Form von Tränen. Doch in der letzten Zeile findet das lyrische Ich Trost in einer freundschaftlichen oder möglicherweise auch romantischen Beziehung.
Das Gedicht verwendet eine traditionelle Sonett-Form, bestehend aus 14 Versen, organisiert in vier Strophen - eine achteilige Oktave, gefolgt von einer sechsteiligen Sekstette. Dies ist typisch für Shakespeares Sonette und entspricht dem Shakespeare-Sonett, auch Englisch oder Elizabethan Sonett genannt.
Die Sprache des Gedichts ist reichhaltig und bildhaft. Fast jeder seiner Zeilen enthält Metaphern oder personifizierte Darstellungen, die tiefere Gefühle und Gedanken hervorrufen.
Die Mischung aus melancholischen Bildern und Emotionen mit einer schließlich tröstlichen Wendung spiegelt die Polarität von Freude und Leid im Leben wider. Shakespeares Gedichte sind bekannt für ihre tiefgründige Ausdruckskraft und Fähigkeit, universelle menschliche Erfahrungen und Emotionen zu erfassen, und dieses Gedicht ist ein gutes Beispiel dafür.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Sonett XXX.“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers William Shakespeare. Geboren wurde Shakespeare im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon. Zwischen den Jahren 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 98 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett CII.“, „Sonett CIII.“ und „Sonett CIV.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett XXX.“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 160 Gedichte vor.
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