Sonett XXVIII. von William Shakespeare

Wie kann ich wiederkehren doch in Pracht,
Da mir des Schlummers nöth’ge Wohlthat fehlt,
Wenn Tages Leiden lindert nicht die Nacht,
Und Nacht den Tag, die Nacht der Tag stets quält?
Und beide, ob sie gleich sich Feinde nennen,
Vereinigen zu meiner Qual sich doch,
Durch Müh’ der ein’, der andre lehrt mich kennen,
Wie ich mich müh’, dir stets entfernter noch.
Dem Tag zu Ehren, sag’ ich: du bist schön!
10 
Und wenn ihn Wolken schmäh’n, du zierest ihn;
11 
Die Gunst der schwarzen Nacht mir zu erfleh’n
12 
Sag’ ich: du schmückst sie, wenn nicht Sterne glüh’n.
13 
Doch täglich zieht der Tag den Kummer länger,
14 
Und nächtlich läßt die Nacht ihn scheinen strenger.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett XXVIII.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
116
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das behandelte Gedicht ist ein Sonett des berühmten englischen Dichters William Shakespeare, der während der Renaissance lebte. Wie die Überschrift „Sonett XXVIII“ nahelegt, ist es eines von zahlreichen Sonetten, die er verfasst hat.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht einen melancholischen, fast klagenden Tonfall aufweist. Die dargestellten Kontraste zwischen Tag und Nacht sowie Schlaf und Wachen erzeugen ein Bild von Leiden und tendieren gegen eine eher düstere Stimmung.

Inhaltlich behandelt das lyrische Ich seine Schlaflosigkeit und die damit verbundene Qual. Die Doppelbelastung von physischen Leiden während des Tages und psychischem Leiden bzw. dem Denken an die unerwiderte Liebe während der Nacht, führen zu einer extremen Belastung des lyrischen Ichs. Weder die Nacht noch der Tag bringen dem lyrischen Ich Erleichterung: Der Tag verlängert das Leiden und die Nacht macht es intensiver.

Die Aussagen des lyrischen Ichs können als metaphorisch für die Situation einer unerwiderten oder unerreichbaren Liebe gesehen werden: Es strengt sich an („Wie ich mich müh’, dir stets entfernter noch.“), lobt und huldigt der Geliebten („Dem Tag zu Ehren, sag’ ich: du bist schön!“), doch es scheint nicht zu helfen und nur das eigene Leid zu verlängern und intensivieren („Doch täglich zieht der Tag den Kummer länger, und nächtlich lässt die Nacht ihn scheinen strenger“).

Die Form des Gedichts ist die des Sonetts, eine Gedichtform aus der Renaissance, die aus 14 Versen besteht. Was die Sprache betrifft, so sind die vermittelten Bilder trotz des melancholischen Inhalts durchaus schön und bildhaft. Man sieht dies in Versen wie „[Vers 11] Die Gunst der schwarzen Nacht mir zu erfleh’n“ oder „[Vers 13] Doch täglich zieht der Tag den Kummer länger“. Durch die Verwendung solcher Ausdrücke schafft es Shakespeare, selbst den dunklen, schwierigen Themen eine gewisse Schönheit zu verleihen.

Schlussfolgernd kann man sagen, dass Shakespeare in diesem Sonett auf eindrucksvolle Weise das Leiden an einer unerwiderten oder unerreichbaren Liebe beschreibt, und dies in die Metapher von Tag und Nacht bzw. Schlaf und Wachen kleidet. Dabei bringt er durch seine ausdrucksstarke Sprache und durchdachte Form selbst das Dunkle und Schwierige auf eine schöne und eindrucksvolle Art zum Ausdruck.

Weitere Informationen

William Shakespeare ist der Autor des Gedichtes „Sonett XXVIII.“. Shakespeare wurde im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Im Zeitraum zwischen 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 116 Worte. Der Dichter William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett CL.“, „Sonett CLI.“ und „Sonett CLII.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett XXVIII.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.

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