Sonett XXVII. von William Shakespeare

Zum Lager eil’ ich, matt von schweren Müh’n,
Die nöth’ge Ruh’ dem müden Leib zu geben;
Doch auf die Reise die Gedanken zieh’n,
Der Geist wird wach, wenn stirbt des Körpers Streben.
Die Phantasie zu dir nach weiter Ferne
In eifrig frommer Pilgerfahrt dann zieht,
Nicht gönnt sie Ruh’ dem müden Augensterne,
Der, Blinden gleich, nur Finsterniß ersieht;
Nur daß dem Blick die schöpferische Seele
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Dein lieblich Bild in leerer Trübe zeigt,
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Das, gleich bei Nacht hellglänzendem Juwele,
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Die Nacht verschönt, daß sie dem Tage gleicht.
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Sieh’, wie bei Tag’ dem Leib und Nachts der Seele
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Also für dich und mich die Ruhe fehle.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett XXVII.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
107
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sonett XXVII“ wurde von William Shakespeare geschrieben, einem bedeutsamen britischen Schriftsteller der Renaissance. Die Epoche der Renaissance, auch als Frühe Neuzeit bekannt, erstreckt sich vom 14. bis zum 17. Jahrhundert.

Das Gedicht hinterlässt beim ersten Lesen einen tiefen Eindruck von Melancholie und Sehnsucht. Das lyrische Ich, welches oft, aber nicht immer, als Spiegelbild des Dichters gesehen wird, ist körperlich erschöpft, jedoch ist sein Geist aktiv. Seine Gedanken werden ständig zu einer entfernten Person gezogen, selbst in seinen Träumen und selbst in der Dunkelheit. Das lyrische Ich ist klar in Liebessehnsucht verstrickt, kann keine Ruhe finden, weder körperlich noch geistig, tagsüber oder nachts, aufgrund der überwältigenden Präsenz dieser Person in seiner Phantasie.

Das Gedicht folgt der klassischen Form des Sonetts mit 14 Versen, die in vier Strophen aufgeteilt sind. Die Sprache ist bildhaft und metaphorisch. Beispielsweise vergleicht der Dichter die ständige Präsenz der geliebten Person mit einem „hellglänzenden Juwel“ in der Nacht, was den Wert und die strahlende Schönheit dieser Person hervorhebt. Die Dunkelheit wiederum steht metaphorisch sowohl für die körperliche Erschöpfung, die nur durch Schlaf gelindert wird, als auch für die geistige Erschöpfung, die das lyrische Ich in seinen nächtlichen Träumen empfindet.

Die Sprache des Gedichts ist gekennzeichnet von High-Register-Vokabeln und -Syntaxtypen, was der formalen Tradition des Sonetts entspricht. Zudem verwendet Shakespeare häufig Alliterationen und Assonanzen, was das Gedicht angenehm klingend und einprägsam macht.

Das Gedicht verbindet somit die intensiven Gefühle des lyrischen Ichs mit geschickt eingesetzten formalen und sprachlichen Mitteln, was es zu einem herausragenden Beispiel für die lyrische Dichtung Shakespeares macht.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sonett XXVII.“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers William Shakespeare. Der Autor William Shakespeare wurde 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Im Zeitraum zwischen 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zugeordnet werden. Der Schriftsteller Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 107 Worte. William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett C.“, „Sonett CI.“ und „Sonett CII.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett XXVII.“ weitere 160 Gedichte vor.

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