Sonett XXIII. von William Shakespeare
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So wie ein schlechter Spieler auf der Bühne, |
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Der voller Furcht aus seiner Rolle fällt, |
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Und wie ein Heft’ger mit ergrimmter Miene, |
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Den zu viel Kraft in strengen Fesseln hält: |
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So auch vergess’ aus Furcht ich selbst zu sagen |
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Der heißen Liebe voll Huldigung; |
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In meiner Liebe Kraft schein’ ich zu zagen, |
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Erdrückt von meiner Liebe mächt’gem Schwung. |
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Die Bücher mögen drum mein Wort ersetzen, |
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Als stumme Sprecher der beredten Brust; |
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Sie sprechen Lieb’ und wissen Dank zu schätzen, |
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Mehr als der Mund, dem mehr ist mehr bewußt. |
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Lern’ lesen, was die Liebe still geschrieben; |
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Mit Augen Hören lehrt die Kunst zu lieben. |
Details zum Gedicht „Sonett XXIII.“
William Shakespeare
1
14
105
nach 1580
Humanismus, Renaissance & Reformation
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht stammt von William Shakespeare, einem der bekanntesten Dichter und Dramatiker der Welt, der im 16. und 17. Jahrhundert in England lebte. Das Sonett aus der Sammlung der Shakepeare-Sonette, hier in einer deutschen Übersetzung präsentiert, wirkt auf den ersten Blick dramatisch und gefühlvoll.
Inhaltlich befasst sich das lyrische Ich im Sonett mit Schwierigkeiten, die eigenen Gefühle der tiefen Liebe auszudrücken. Dieses Unvermögen vergleicht es mit einem schlechten Schauspieler, der auf der Bühne seine Rolle vergisst, und mit einer Person, die von ihrer eigenen Stärke überwältigt wird und dadurch gelähmt wirkt. Trotz der starken Liebe, die das lyrische Ich empfindet, hat es das Gefühl, dass die Liebe eher erdrückend wirkt, anstatt beflügelnd.
In der zweiten Hälfte des Sonetts wendet sich das lyrische Ich Büchern als Ausdrucksmittel zu, die seine Gefühle besser ausdrücken können. Die Buchstaben und Worte eines Buches scheinen die Gefühle besser auszudrücken und zu schätzen als das lyrische Ich selbst, dessen eigene Worte sich als nicht expressiv genug erweisen. Am Ende lädt das lyrische Ich den Leser ein, die Liebe in der Stille der Buchstaben zu „lesen“, da dies die wahre Kunst der Liebe lehrt.
Formal gesehen handelt es sich um ein Sonett, eine strenge Gedichtform, die aus 14 Versen besteht und meist in zwei Quartetten und zwei Terzetten gegliedert ist. Die Sprache ist metaphorisch und bildhaft, was typisch für die Poesie der Renaissance ist. Es verwendet Vergleiche und Metaphern, um die Gefühle des lyrischen Ichs zu verdeutlichen. Diese veranschaulichen die innere Zerrissenheit und Sinnlichkeit des lyrischen Ichs.
Im Großen und Ganzen zeigt dieses Gedicht Shakespeares meisterhaftes Geschick, menschliche Gefühle und Emotionen aufzugreifen und zu illustrieren. Es offenbart die Komplexität und tiefgehende Natur der Liebe sowie die Schwierigkeiten, die mit ihrem Ausdruck verbunden sein können. Es regt auch zum Nachdenken darüber an, inwiefern andere Mittel (wie Bücher) unsere Gefühle adäquater ausdrücken können als wir selbst.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Sonett XXIII.“ ist William Shakespeare. 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1580 und 1616. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 105 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters William Shakespeare sind „Der Phönix und die Turteltaube“, „Einer Liebenden Klage“ und „Sonett C.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett XXIII.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.
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