Sonett XXI. von William Shakespeare
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Mir geht’s nicht so, wie es die Muse macht, |
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Die zum Gedicht gemalte Schönheit treibt, |
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Die von dem Himmel holt des Schmuckes Pracht, |
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Zu ihrer alle Schönheit noch beschreibt; |
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Die stolze Bilder auf einander häuft, |
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Von Erd’ und Meeresperlen, Sonn’ und Mond, |
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Die nach des Maies ersten Blüthen greift, |
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Und was sonst Seltnes unter’m Himmel wohnt: – |
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Treu wie mein Herz doch ist auch mein Gedicht, |
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Drum glaubt mir, mein Geliebter ist so hold, |
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Wie nur ein Mutterkind, wenn auch wohl nicht |
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So schön, wie dort der Himmelskerzen Gold. |
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Mehr sage der, der auf den Ruhm was hält, |
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Ich rühme nicht, denn nicht sing’ ich für Geld. |
Details zum Gedicht „Sonett XXI.“
William Shakespeare
1
14
108
nach 1580
Humanismus, Renaissance & Reformation
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Sonett XXI.“ stammt von dem englischen Dichter und Dramatiker William Shakespeare, der in der späten Renaissance, genauer in der Elisabethanischen Ära, gelebt hat.
Beim ersten Eindruck scheint das Gedicht eine Art Widerstand gegenüber den traditionellen Dichtungspraktiken zu sein, indem das lyrische Ich die Verwendung von übertriebenen Bildern und Beschreibungen ablehnt, die oft in der Poesie dieser Zeit zu finden waren.
Inhaltlich reflektiert das Gedicht über die Rolle und Aufgabe der Dichtung. Das lyrische Ich distanziert sich von der Muse und ihrer Tendenz, Schönheit im Übermaß zu beschrieben und zu malen. Es spricht davon, dass es anders als die Muse nicht die Schönheit und Pracht des Himmels oder andere exquisite Bilder beschreibt, um Schönheit auszudrücken. Am Ende stellt das lyrische Ich klar, dass seine Poesie authentisch und direkt aus dem Herzen kommt und es nicht für Geld oder Ruhm dichtet.
Die Form des Gedichts ist ein Sonett, eine der typischen Formen der elisabethanischen Poesie, welches aus 14 Versen besteht und hier in vier Quartette geteilt ist. Die verwendete Sprache ist reichhaltige und dicht, voll von Metaphern und Symbolen, die die These zweifellos stärken, dass das lyrische Ich nicht auf die üblichen dichterischen Verzierungen zurückgreift, um seinen geliebten darzustellen. Es schätzt Einfachheit und Aufrichtigkeit über künstlerische Übertreibung.
Zusammenfassend ist dieses Gedicht von Shakespeare wohl eine Art subtile Kritik an der übertriebenen Darstellungsweise in der Dichtung seiner Zeit. Er behauptet außerdem, dass Ehrlichkeit der wahre Ausdruck von Schönheit ist, nicht die Ausschmückungen und Überhöhungen, die oft in der Poesie verwendet werden.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonett XXI.“ des Autors William Shakespeare. 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1580 und 1616. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Bei dem Schriftsteller Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 108 Worte. William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett CII.“, „Sonett CIII.“ und „Sonett CIV.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett XXI.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.
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