Sonett XVI. von William Shakespeare
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Doch warum kämpfst du nicht in ernstrer Schlacht |
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Mit dieser blutigen Tyrannin Zeit? |
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Und schützest dich vor ihr mit größrer Macht, |
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Als je mein unfruchtbarer Reim dir beut? |
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Du stehest jetzt auf deines Glückes Höh’n, |
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Und manches Mädchens Garten, unbebaut, |
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Wünscht dir zu tragen Blüthen frisch und schön, |
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Mehr ähnlich als der Maler sich getraut. |
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Sie würden dann das Leben dir erneu’n, |
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Das dir an äußerm Reiz, an innerm Werth |
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Kein Pinsel dieser Erde kann verleih’n, |
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Und nicht die Feder, die mir angehört. |
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Du bleibst nur ewig, willst du fort dich geben; |
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Gemalt durch eigne Kunst wirst stets du leben. |
Details zum Gedicht „Sonett XVI.“
William Shakespeare
1
14
103
nach 1580
Humanismus, Renaissance & Reformation
Gedicht-Analyse
Das Gedicht ist das sechzehnte Sonett des bekannten englischen Dramatikers und Lyrikers William Shakespeare, der im 16. und 17. Jahrhundert lebte. Shakespeares Sonette, zu denen auch dieses gehört, wurden im Jahr 1609 erstmals gedruckt, weshalb man es zeitlich in die Spätrenaissance bzw. den Frühen Barock einordnen kann.
Beim ersten Lesen kommt es so rüber, als ob das lyrische Ich hier mit einer Person, wahrscheinlich einem jüngeren Mann, spricht und ihn dazu auffordert, den Kampf gegen die unvermeidliche Vergänglichkeit der Zeit aufzunehmen.
Das lyrische Ich wendet sich an eine Person und fordert sie auf, sich der fortschreitenden, alles entstellenden Zeit zu widersetzen. Sie soll diese Schlacht ernst nehmen und sich aktiver mit ihr auseinandersetzen, als es die Verse des lyrischen Ichs ermöglichen könnten. Das lyrische Ich weist darauf hin, dass die angesprochene Person in einer Phase des Glücks ist, in der sie von vielen umworben wird. Ihre Schönheit ist so einzigartig und unwiderstehlich, dass kein Maler oder Dichter sie wirklich einfangen kann. Es schlägt vor, dass der einzige Weg für die angesprochene Person, gegen die voranschreitende Zeit anzukämpfen und unsterblich zu werden, darin besteht, sich fortzupflanzen („willst du fort dich geben“) und so durch die eigene Kunst weiterzuleben.
Formal folgt das Gedicht der traditionellen Form des Sonetts, die sich durch jeweils vierzeilige Quartette, gefolgt von einem zweizeiligen Couplet auszeichnet. Die Quintessenz des Gedichts oder die Auflösung des Konfliktes kommt hier im letzten Couplet zum Ausdruck.
Die Sprache des Gedichts ist reich an bildlichen Metaphern und Analogien. Es wird die Personifizierung der Zeit als „blutige Tyrannin“ verwendet, was die umfassende Macht und Grausamkeit der Zeit vermittelt. Die Verdichtung garantiert einen starken Ausdruck des lyrischen Ichs und seiner Botschaft.
Das Gedicht zeigt Shakespeares typische Beherrschung der Sprache und der Arten der sprachlichen Gestaltung, sein Gespür für die Nuancen der Zwischenmenschlichkeit und sein unverwechselbares philosophisches Nachdenken über die Vergänglichkeit des Lebens und die Unvermeidlichkeit des Alterns.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonett XVI.“ des Autors William Shakespeare. Geboren wurde Shakespeare im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon. Zwischen den Jahren 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Bei Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 103 Worte. Die Gedichte „Sonett CI.“, „Sonett CII.“ und „Sonett CIII.“ sind weitere Werke des Autors William Shakespeare. Zum Autor des Gedichtes „Sonett XVI.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.
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