Sonett XV. von William Shakespeare

Bedenk’ ich es, daß Alles, was da lebt,
Nur eine kurze Zeit vollkommen bleibt,
Und was in diesen weiten Grenzen schwebt,
Der Sterne unerforschter Wille treibt;
Schau’ ich den Pflanzen gleich die Menschen an,
Gepflegt und bald geknickt von einer Luft,
Wie sie, so stolz in jungem Saft, alsdann
Vergessenheit umzieht und Grabesduft: –
Dann führt des Wechsels ewig neue Fluth
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Mir vor dein jugendliches schönes Bild,
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Wo der Verfall kämpft mit der Jahre Wuth,
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Bis deinen Tag die graue Nacht verhüllt.
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Doch was die Zeit dir raubt, im Kampf mit ihr
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Ersetz’ ich gern aus voller Liebe dir.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Sonett XV.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
98
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das Gedicht ist ein Sonett und wurde von William Shakespeare verfasst. Er lebte von circa 1564 bis zu seinem Tod am 3. Mai 1616, also zur Zeit der englischen Renaissance. Die Sonette von Shakespeare gelten als einige der bedeutendsten Beispiele der Gattung.

Auf den ersten Blick präsentiert sich das Sonett als ernst und tiefgründig. Es konzentriert sich auf das flüchtige Wesen des Lebens. Die Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit, die jeden Aspekt der Existenz zu durchdringen scheinen, sind die Hauptthemen.

Shakespeares lyrisches Ich beginnt mit einer nachdenklichen Betrachtung über das Wesen des Lebens selbst. Er spekuliert über die Vergänglichkeit aller lebenden Dinge. Im Sonett werden nicht nur Menschen, sondern auch Pflanzen als Symbole für diesen Zyklus von Werden und Vergehen eingesetzt. Im zweiten Teil des Sonetts verlagert sich der Fokus auf das jugendliche, schöne Bild des Adressaten. Hier wird die Vergänglichkeit der Schönheit und Jugendlichkeit betont, die dem unaufhaltsamen Lauf der Zeit ausgesetzt ist. Trotzdem beendet das lyrische Ich das Sonett mit einer Versicherung der Liebe und der Verpflichtung, das zu kompensieren, was die Zeit dem Adressaten geraubt hat.

Formal folgt das Sonett dem klassischen Muster mit 14 Versen und ist in drei Quartette und ein abschließendes Paar eingeteilt. Sprachlich ist das Gedicht sehr bildreich. Es verwendet Metaphern wie die von Pflanzen und dem Meer, um das Thema der Vergänglichkeit zu verdeutlichen. Die dunkle und melancholische Stimmung des Sonetts wird durch die Wortwahl aufrechterhalten, die häufig Alter, Verfall und Vergänglichkeit thematisiert. Die Schlusszeile unterbricht diese düstere Darstellung mit einer Versicherung der Liebe, die ein Hauch von Trost und Versprechen bietet.

Insgesamt ist das Sonett XV. von William Shakespeare eine tiefgründige Reflexion über die menschliche Existenz, die Zerbrechlichkeit von Schönheit und Jugend und die unauffindbare Macht der Zeit. Es endet jedoch mit einer Versicherung von Liebe und Loyalität, die als eine Art Antidot gegen diese Unvermeidlichkeiten dargestellt wird.

Weitere Informationen

William Shakespeare ist der Autor des Gedichtes „Sonett XV.“. Im Jahr 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1580 und 1616. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 98 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Die Gedichte „Sonett CLI.“, „Sonett CLII.“ und „Sonett CLIII.“ sind weitere Werke des Autors William Shakespeare. Zum Autor des Gedichtes „Sonett XV.“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 160 Gedichte vor.

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