Sonett XLIII. von William Shakespeare

Im tiefsten Schlafe seh’ am besten ich,
Denn Tags begegn’ ich nur gemeinen Dingen;
Im Traume schauen meine Augen dich,
Die dunkelhell hell in das Dunkle bringen;
Du, dessen Schatten Schatten leuchten macht,
Wie würde nur dein Schatten uns entzücken
Am hellen Tag mit deiner hell’ren Pracht,
Da blinde Augen so dein Bild erblicken!
Wie glücklich würden meine Augen sein,
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Wenn sie dich sähen bei lebend’gem Tag,
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Da schon in todter Nacht dein schwacher Schein
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So blindem Aug’ im Schlaf erscheinen mag!
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Bis ich dich sehe, ist der Tag mir Nacht,
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Und schöner Tag die Nacht, die dich gebracht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Sonett XLIII.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht ist ein Sonett, verfasst von William Shakespeare, einem bedeutenden englischen Dramatiker, Lyriker und Schauspieler, der in der späten Renaissance (etwa 1564 - 1616) lebte und arbeitete.

Shakespeares Gedicht hinterlässt einen Eindruck von Sehnsucht und unerfüllter Liebe, verstärkt durch den Kontrast zwischen Hell und Dunkel.

Der Inhalt des Gedichtes bezieht sich auf das lyrische Ich, das im Schlaf besser sieht. Die alltägliche Realität ist banal und entfremdet das lyrische Ich vom Objekt seiner Liebe. Im Traum, jedoch, wird die geliebte Person sichtbar und ihre Präsenz bringt Licht in die Dunkelheit. Ihre pure Existenz, sogar ihre Schatten, sind so hell, dass sie Licht in die Welt des lyrischen Ichs bringen. Die Verse implizieren eine verzehrende Sehnsucht: Wie glücklich würde das lyrische Ich sein, die geliebte Person im wachen Zustand zu sehen, da schon ihr „schwacher Schein“ in der „todter Nacht“ solche Freude bringt. Bis dies aber geschieht, bleibt der Tag Nacht für das lyrische Ich und nur die Nacht, die den Traum und damit das Bild der geliebten Person bringt, ist ein „schöner Tag“.

Shakespeares Sonett folgt dem klassischen formalen Muster, ist in Jamben verfasst und weist den charakteristischen Reimschema auf. Die Sprache ist bildreich und metaphorisch, vor allem in Bezug auf Licht und Dunkelheit. Durch diese detailedarstellung der Ausdrücke entsteht ein markanter Kontrast zwischen der Erlebniswelt im Wachzustand und der Sehnsuchtswelt im Traum. Darüber hinaus setzt Shakespeare die rhetorische Figuration der Antithese ein, um das Wechselspiel zwischen realer Wachheit und verträumter Schlafenszeit zu betonen.

Abschließend: In diesem Sonett wird das klassische Motiv der unerfüllten, abwesenden Liebe aufgegriffen. Gleichzeitig thematisiert der Text das Konzept der nächtlichen Träume als Zufluchtsorte vor der grauen Alltagsrealität, in denen die Sehnsüchte des lyrischen Ichs erfüllt werden.

Weitere Informationen

William Shakespeare ist der Autor des Gedichtes „Sonett XLIII.“. 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Im Zeitraum zwischen 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zugeordnet werden. Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 101 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters William Shakespeare sind „Einer Liebenden Klage“, „Sonett C.“ und „Sonett CI.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett XLIII.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.

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