Sonett XIX. von William Shakespeare

Des Löwen Klauen stumpfe, grimme Zeit,
Die Erde laß verschlingen ihre Brut,
Entwaffne du des Tigers Grausamkeit,
Erstick’ den Phönix in des Feuers Gluth.
Mag deiner Flucht entsprießen Freud’ und Leid;
Die Welt mit Allem, was sie Schönes hat,
Verfallen sei sie dir, schnellfüß’ge Zeit,
Nur scheue dich vor einer Frevelthat.
Beug’ nimmer des Geliebten schönes Haupt,
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Noch ziehe je des Alters Furchen drauf;
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Zu trotzen deiner Macht sei ihm erlaubt,
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Des Schönen Vorbild in der Zeiten Lauf.
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Doch thu’ dein Schlimmstes, Zeit, trotz deinem Dräu’n
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Wird ewig jung im Lied mein Liebster sein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Sonett XIX.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sonett XIX.“ stammt von William Shakespeare, der von 1564 bis 1616 lebte. Es ist somit der Epoche der Renaissance zuzuordnen.

Der erste Eindruck des Gedichts ist von der eindringlichen und scheinbar widersprüchlichen Forderung an die Zeit geprägt. Sie wird animiert, Schönheit und Leben zu zerstören, aber den geliebten Menschen unangetastet zu lassen.

Inhaltlich setzt sich das Gedicht mit der Zerstörungskraft der Zeit auseinander. Die ersten vier Verse sprechen von der Vernichtungskraft der Zeit, die Tiere wie Löwen und Tiger entwaffnet und sogar den mythischen Phönix ersticken kann. Die folgenden vier Verse drücken aus, dass die ganze Welt samt ihrer Schönheiten der schnell voranschreitenden Zeit zum Opfer fällt. Ab dem 9. Vers jedoch bittet das lyrische Ich, die geliebte Person von dieser Zerstörung verschont zu lassen. Das geliebte Haupt soll nicht gebeugt und nicht von Alter gezeichnet werden. Stattdessen soll der Geliebte ein ewiges Vorbild an Schönheit sein. Selbst wenn die Zeit ihr Schlimmstes tut, bleibt der Geliebte ewig jung im Lied des lyrischen Ichs.

Die Form ist typisch für ein Sonett. Es besteht aus 14 Versen, die in Vierer- und Zweiergruppen geordnet sind.

Die Sprache ist sehr bildhaft und metaphorisch. Die Vergleiche mit dem Löwen, dem Tiger und dem Phönix verdeutlichen die Macht und die Zerstörungsfähigkeit der Zeit. Dabei wird die Zeit personifiziert, als hätte sie bewusste Absichten und könnte sich entscheiden. Die Wirkung dieser Metaphorik wird durch die Verwendung von allgemeingültigen Symbolen wie dem Phoenix oder dem Alter verstärkt.

Zusammengefasst geht es in Shakespeares Sonett XIX um die unleugbare Macht der Zeit, alles auf der Welt zu verändern und zu zerstören. Doch trotz dieser Macht besteht die Hoffnung des lyrischen Ichs, dass die Liebe und Schönheit des Geliebten in der Dichtung ewig Bestand haben werden. Es ist eine Hymne auf die Kraft der Poesie, sich über die Vergänglichkeit hinwegzusetzen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sonett XIX.“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers William Shakespeare. 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Im Zeitraum zwischen 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 96 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett C.“, „Sonett CI.“ und „Sonett CII.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett XIX.“ weitere 160 Gedichte vor.

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