Sonett XII. von William Shakespeare

Zähl’ ich die Uhr, die uns die Zeit verkündet,
Seh’ ich, wie in die Nacht der Tag versinkt,
Wie schnell des Veilchens Blüthenzeit verschwindet
Und auf dem schwarzen Haar das Silber blinkt;
Seh’ ich, wie von dem Baum die Blätter flieh’n,
Die kaum die Heerde vor der Gluth bewahrt,
Wie von dem Herbst gegürtet Sommers Grün
Im Grabe ruht mit weißem, strupp’gem Bart;
Dann denk’ ich deiner lieblichen Gestalt,
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Daß durch der Zeit Verwüstung du mußt geh’n,
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Da Reiz und Huld sich selbst verlassen bald,
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Schnell sterbend, wie sie andre wachsen seh’n;
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Und nichts entgeht der Zeit gewalt’ger Kraft,
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Doch lebt der Sprößling, wenn sie dich fortrafft.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett XII.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
112
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das gegebene Gedicht ist ein Sonett von William Shakespeare, einem englischen Dichter und Dramatiker, der während der elisabethanischen Ära von ca. 1558 bis 1603 lebte und wirkte.

Auf den ersten Blick strömt das Gedicht eine melancholische und gedankenverlorene Stimmung aus. Es spricht von der Vergänglichkeit des Lebens und der unausweichlichen Begegnung mit dem Alter und dem Tod, was durch die folgenden Verse klar zum Ausdruck gebracht wird.

In einfachen Worten beinhaltet das Gedicht die Reflexionen oder Gedanken des lyrischen Ichs über den unaufhaltsamen Fluss der Zeit und die Auswirkungen, die diese auf das Leben und die Schönheit hat. Shakespeare benutzt Bilder wie den Tag, der in die Nacht versinkt, das schnelle Verblühen der Veilchenblüten, oder das Erscheinen von silbernem Haar auf dem Kopf, um den unaufhaltsamen Prozess des Alterns und der Vergänglichkeit darzustellen. Das lyrische Ich vermittelt dabei eine Botschaft von Melancholie und Resignation über die Unvermeidbarkeit des Todes, aber auch von der Hoffnung, die in der Fortpflanzung und Wiedergeburt liegt.

Das Gedicht folgt der strengen Form des Sonetts, bestehend aus 14 Versen mit einem spezifischen Reimschema und Metrum. Shakespeares Sprache ist reichhaltig und bildhaft, mit einer starken Verwendung von Naturmetaphern, um die Vergänglichkeit des Lebens und die Macht der Zeit darzustellen. Die Sprache ist formell, aber dennoch eindringlich, gemildert durch die beruhigende Sicherheit des abschließenden Verses, der Hoffnung und Kontinuität vermittelt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Shakespeares Sonett ein kraftvolles und durchdringendes Bild der Vergänglichkeit des Lebens malt und dabei die Akzeptanz der unausweichlichen Realität des Todes und die Hoffnung auf die Fortsetzung des Lebens durch den „Sprößling“ betont. Es ist eine tiefgründige Reflexion über das Leben, den Tod und die Zeit, dargestellt in der wunderschönen und eindringlichen Sprache des größten Dramatikers aller Zeiten.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Sonett XII.“ ist William Shakespeare. Shakespeare wurde im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1580 bis 1616 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 112 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors William Shakespeare sind „Sonett CIII.“, „Sonett CIV.“ und „Sonett CIX.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett XII.“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 160 Gedichte vor.

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