Sonett XCIII. von William Shakespeare

So werd’ ich leben, wähnend dich mir treu,
Wie ein betrogner Gatte; deiner Liebe
Antlitz vertrau’n, wenn dies stets wechselt neu;
Dein Blick bei mir, dein Herz bei Andern bliebe.
In deinem Auge ist für Groll nicht Raum,
Nicht kündet es dein unbeständig Wesen;
Wenn Andrer Blick uns, zu verkennen kaum,
Des Herzens Zug in finstrer Schrift läßt lesen.
Dir ward zu Theil des Schöpfers Himmelssegen,
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Daß Liebe stets umfächle dein Gesicht;
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Mag auch dein Herz leicht wankend sich bewegen,
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Dein süßes Bild verräth es plaudernd nicht.
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Es wäre dein Reiz Evens Apfel gleich,
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Wenn du an Tugend nicht wie Anmuth reich.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett XCIII.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
103
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Dieses Sonett stammt von William Shakespeare, einem englischen Dramatiker und Lyriker, der von 1564 bis 1616 lebte. Shakespeare ist bekannt für sein umfangreiches Werk, darunter zahlreiche Sonette, die er meist in der Tradition der damaligen italienischen und englischen Sonettformen verfasste. Dieses Sonett gehört daher in die literarische Ära der elisabethanischen Zeit in England.

Das Gedicht vermittelt im ersten Eindruck eine Atmosphäre von Betrug und Enttäuschung. Das lyrische Ich fühlt sich bzgl. der Treue seines Partners unsicher und fühlt sich daher wie einen betrogenen Ehepartner.

Inhaltlich geht es in dem Sonett um Liebe, Treue und Täuschung. Das lyrische Ich spricht über die Ungewissheit, in der es sich hinsichtlich der Treue seines Partners befindet. Trotz der ständig wechselnden Emotionen seines Partners vertraut das lyrische Ich stets auf dessen Liebe und denkt, dass dieser immer noch treu ist, auch wenn sein Herz bei anderen ist. Es äußert auch, dass es keinerlei Anzeichen von Ärger in den Augen des Partners sieht, sondern nur Liebe.

Sprachlich verwendet Shakespeare eine sehr poetische und reiche Sprache, die durch eine Kombination von Metaphern und bildhaften Sprachbildern gekennzeichnet ist, wie zum Beispiel „dein unbeständig Wesen“, „der Schöpfers Himmelssegen“ oder „Evens Apfel“, womit höchstwahrscheinlich der Apfel der Erkenntnis aus der biblischen Geschichte von Adam und Eva gemeint ist.

Die Form des Gedichts – ein Sonett – besteht aus 14 Versen und folgt typischerweise dem Muster eines strengen Reimschemas. Das hier vorliegende Sonett folgt dem Reimschema a-b-a-b, c-d-c-d, e-f-e-f, g-g, auch bekannt als das Shakespeare-Sonett.

Zusammenfassend geht es in Shakespeares Sonett XCIII um das Thema von Liebe und Treue, und die Unfähigkeit, die wahre Natur der Gefühle eines geliebten Menschen zu erkennen. Trotz der äußerlichen Anzeichen von Zuneigung und Liebe zweifelt das lyrische Ich an der Treue und Wahrhaftigkeit seines Partners. Es ist eine lyrische Reflexion über die Ambivalenz von Liebe und Vertrauen, eingebettet in reiche bildhafte Sprache und klassische Sonettform.

Weitere Informationen

William Shakespeare ist der Autor des Gedichtes „Sonett XCIII.“. Geboren wurde Shakespeare im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon. In der Zeit von 1580 bis 1616 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 103 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors William Shakespeare sind „Sonett CLI.“, „Sonett CLII.“ und „Sonett CLIII.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett XCIII.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.

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