Sonett V. von William Shakespeare
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Die Stunden, die mit holder Kunst das Bild |
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Gezaubert, das gern aller Augen seh’n, |
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Die werden, von Tyrannenhaß erfüllt, |
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Dem selbst die Schönheit rauben, was so schön. |
5 |
Denn rastlos führt den Sommer fort die Zeit |
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Zum bösen Winter, und verdirbt ihn dort. |
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Frost hemmt den Saft, die Schönheit ist beschneit; |
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Nackt ist der Baum, die Blätter schwanden fort. |
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Drum bliebe nicht zurück des Sommers Kraft, |
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Ein flüss’ger Gefangener in Glas gebannt, |
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So wär’ der Schönheit Schönheit selbst entrafft, |
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Sie selbst blieb’ nicht und würde nie genannt. |
13 |
Den Blumen doch, berührt vom Winter kalt, |
14 |
Fehlt nur die Form, und fort lebt ihr Gehalt. |
Details zum Gedicht „Sonett V.“
William Shakespeare
1
14
104
nach 1580
Humanismus, Renaissance & Reformation
Gedicht-Analyse
Das vorgestellte Gedicht ist das fünfte Sonett von William Shakespeare. Shakespeare lebte von 1564 bis 1616, demnach kann man das Gedicht der Elisabethanischen Ära oder auch dem Frühbarock zuordnen.
Bei der ersten Lektüre fallen die ausdruckstarken und naturverbundenen Bilder auf, die Shakespeare zeichnet. Weiterhin spürt man ein großes Maß an Melancholie und Nachdenklichkeit, typisch für viele seiner Sonette.
Das Gedicht handelt von der Vergänglichkeit der Schönheit und der Unvermeidlichkeit des Alterns. Die ersten vier Verse sprechen von der Schöpfung von Schönheit nur um vom „Tyrannenhaß“ der Zeit zerstört zu werden. Im nächsten Abschnitt des Gedichts wird der Übergang vom Sommer zum Winter als Metapher für das Älterwerden und den Verlust der jugendlichen Schönheit verwendet. Der Frost hält den Lebenssaft des Baumes an und die Blätter, die einst blühten, sind nun verschwunden, was die Verwitterung und den Verfall repräsentiert. Die letzte Strophe deutet jedoch darauf hin, dass Schönheit, obwohl ihre äußere Form verloren geht, innerlich weiter existiert.
Shakespeare nutzt dabei die typische Form des Sonetts, das aus 14 Versen besteht und das einen strengen Reim-Schema folgt. Sein Gebrauch der Sprache ist geprägt von kraftvollen Metaphern und bildlicher Diktion. Natürlichkeit und Schönheit auf der einen Seite und Verfall und Tod auf der anderen sind wiederkehrende Themen.
Inhaltlich bringt das lyrische Ich den Gedanken zum Ausdruck, dass Schönheit vergänglich ist, ein universelles Thema, das durch die natürlichen Phänomene der Jahreszeiten veranschaulicht wird. Trotz des scheinbar düsteren Themas endet das Gedicht jedoch auf einer eher hoffnungsvollen Note, indem es darauf hinweist, dass trotz des Verlusts der äußeren Form die Essenz erhalten bleibt. Hieraus lässt sich auch eine allgemeinere Botschaft ableiten, dass der innere Wert eines Individuums trotz des äußeren Verfalls und der Veränderung bestehen bleibt.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Sonett V.“ ist William Shakespeare. Im Jahr 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Im Zeitraum zwischen 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Bei dem Schriftsteller Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 104 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters William Shakespeare sind „Sonett CIX.“, „Sonett CL.“ und „Sonett CLI.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett V.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.
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