Sonett LXXXVI. von William Shakespeare
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War’s seines Verses stolzes Segel, fliegend |
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Geblähet deinem theuern Preise zu, |
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Das reifes Lied mir hielt im Hirn versiegend, |
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Dem ungebornen Sang lieh Grabes Ruh’? |
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Ist es sein Geist, von Geisterhand geleitet |
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Zur Sternenhöhe, der die Kraft mir bricht? |
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Nein! nicht er, noch der mächtig ihn begleitet, |
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Als treuer Helfer, schrecket mein Gedicht. |
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Nicht er, noch sein geschwätz’ger Spukkobolt, |
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Der nächtlich necket ihn mit Hochgedanken, |
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Mein Schweigen ist nicht ihrem Sieg gezollt, |
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Nicht Furcht vor ihnen ließ mein Herz erkranken. |
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Was mich verstummen ließ, was tief mich drückte – |
14 |
Dein Beifall war es, der sein Lied beglückte. |
Details zum Gedicht „Sonett LXXXVI.“
William Shakespeare
1
14
98
nach 1580
Humanismus, Renaissance & Reformation
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Sonett LXXXVI“ wurde von William Shakespeare verfasst, einem herausragenden Dichter und Dramatiker aus dem 16./17. Jahrhundert.
Beim ersten Lesen vermittelt das Gedicht einen Eindruck von Melancholie und Selbstentfremdung des lyrischen Ichs. Es scheint eine Reflexion auf seinen künstlerischen Prozess und seine inspirierenden Rivalen zu sein.
Inhaltlich geht es im Gedicht darum, dass das lyrische Ich seinen eigenen künstlerischen Ausdruck in Frage stellt und sich mit einem rivalisierenden Dichter vergleicht. Gins Verses 1 bis 4 spekuliert das lyrische Ich, ob die hervorragende Arbeit des anderen Dichters es zum Schweigen gebracht hat. In den Versen 5 bis 8 prüft es, ob es der übergeordnete Geist oder die Inspiration des Rivalen ist, die sein eigenes Schreiben überschattet. In den Versen 9 bis 12 bestreitet das lyrische Ich jedoch, dass seine schöpferische Ader durch Angst oder Ehrfurcht vor dem Rivalen zum Schweigen gebracht wurde.
Erst in den Schlussversen 13 und 14 enthüllt das lyrische Ich, dass sein Schweigen daher rührt, dass die Geliebte (oder das Publikum) den Versen des Rivalen Applaus schenkt. Das heißt, es ist die Anerkennung, die der andere Dichter erhält, welche das lyrische Ich am meisten schmerzt und zum Schweigen bringt.
Das Gedicht hat den für Shakespeare typischen Rhythmus eines Sonetts, mit vier Quartetten und einem abschließenden Zweizeiler. Es ist in einem reichen und bildhaften, aber zugleich klaren, englischen Sprachgebrauch verfasst. Die Metaphern des Segels, des Spukkobolds und der Sternenhöhe sind dabei besonders auffällig und tragen zur Melancholie und Geräumigkeit des Textes bei. Zugleich nutzt Shakespeare eine sprachliche Doppeldeutigkeit („stolzes Segel“, „Schweigen“, „Beifall“), um komplexe Emotionen und Dilemmas zu konstruieren.
Weitere Informationen
William Shakespeare ist der Autor des Gedichtes „Sonett LXXXVI.“. Geboren wurde Shakespeare im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon. In der Zeit von 1580 bis 1616 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zugeordnet werden. Bei Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 98 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors William Shakespeare sind „Einer Liebenden Klage“, „Sonett C.“ und „Sonett CI.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett LXXXVI.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.
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