Sonett LXXXII. von William Shakespeare
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Mit dir ist meine Muse nicht vermählt; |
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Daher magst ungerührt du überseh’n |
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Die Widmungsworte, die der Dichter wählt, |
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Daß holder Inhalt auch sein Buch verschön’. |
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Du fandst, an Reizen wie an Weisheit gleich, |
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Daß über meinen Preis dein Werth erhaben, |
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Darum gezwungen suchest du sogleich, |
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Was neu geprägt des Tages Gleißner gaben. |
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Du magst es thun; doch haben sie gezeigt, |
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Welch hohen Pomp erlernte Kunst verleiht, |
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Dann sei dein Mitgefühl dem Freund geneigt, |
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Der schlichte Worte nur dir treu geweiht. |
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Ihr grobes Schminken wäre bessre Zier |
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Für bleiche Wangen, Mißbrauch ist’s bei dir. |
Details zum Gedicht „Sonett LXXXII.“
William Shakespeare
1
14
95
nach 1580
Humanismus, Renaissance & Reformation
Gedicht-Analyse
Das zu interpretierende Gedicht ist „Sonett LXXXII“ aus der Zusammenstellung der Sonette von William Shakespeare. Der britische Dichter lebte in der Zeit der Renaissance im 16. und 17. Jahrhundert und gilt als einer der größten Schriftsteller der Weltliteratur.
Beim ersten Durchlesen des Sonetts entsteht ein Gefühl von Direktheit und Ehrlichkeit des lyrischen Ichs gegenüber einer ungenannten Person, für die die Worte bestimmt sind. Es klingt eine Spur von Kritik, vielleicht sogar Enttäuschung oder Eifersucht angesichts der von der angesprochenen Person gezeigten Vorliebe für aufgemotzte, oberflächliche Poesie.
Inhaltlich scheint das lyrische Ich eine Art Liebesgeständnis an eine Person zu machen, die es für seine Muse hält. Allerdings fühlt es sich von dieser Person nicht gewürdigt. Das lyrische Ich scheint der Person vorzuwerfen, dass sie die komplexen und vielleicht entblößenden Werke des Sprechers zugunsten glänzender, aber weniger tiefsinniger Dichtung ignoriert. Im letzten Satz kritisiert das lyrische Ich die Oberflächlichkeit der anderen Dichter und stellt fest, dass deren Werke lediglich als Schminke für bleiche Wangen dienen - im Kontext wahrscheinlich zum Verschönern der unangenehmen Realität - aber als Bereicherung der angesprochenen Person unwürdig sind.
Das Sonett folgt den typischen formalen Charakteristiken von Shakespeares Sonetten, die aus 14 Versen bestehen, geordnet in drei vierzeilige Quartette und einem abschließenden zweizeiligen Couplet. Die Sprache des Gedichts ist charakteristisch für Shakespeares Ära, mit einer reichen und bildhaften Metaphorik, die sowohl großes Lob als auch tiefe Kritik ausdrückt. Shakespeares Sonette zeichnen sich durch ihr metrisches Muster aus, das in diesem Sonett deutlich ist: ein jambisches Pentameter, das in der englischen Lyrik häufig verwendet wird.
Zusammenfassend beschreibt dieses Drama das Dilemma eines Dichters, der mit der Anerkennung seiner eigenen authentischen Poesie im Vergleich zu oberflächlicheren, aber beliebteren Werken anderer Dichter ringt. Er wirbt um die Wertschätzung einer bestimmten Person für seine eigenen Bemühungen, während er gleichzeitig die geschmacklose Äußerlichkeit der Werke anderer verurteilt. Die meisterhafte Darstellung dieser Gegensätzlichkeiten ist typisch für Shakespeares lyrische Genialität.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonett LXXXII.“ des Autors William Shakespeare. 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Im Zeitraum zwischen 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Bei Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 95 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors William Shakespeare sind „Sonett CIX.“, „Sonett CL.“ und „Sonett CLI.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett LXXXII.“ weitere 160 Gedichte vor.
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