Sonett LXXVII. von William Shakespeare

Es zeigt dein Spiegel deiner Reize Schwinden,
Die Uhr der köstlichsten Minuten Flucht;
Die weißen Blätter mögen drum verkünden
In dieser Lehre deines Geistes Frucht:
Die Runzeln, die dein Spiegel wiederstrahlet,
Sie mahnen dich an offner Gräber Ruh’,
Des Seigers rasch entschwundner Schatten malet,
Wie schnell die Zeit der Ewigkeit flieht zu.
Was im Gedächtniß du nicht kannst umfassen,
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Den leeren Seiten magst du’s anvertrau’n,
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Die Kinder, die aus deinem Hirn entlassen,
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Verwandt auf’s Neu’ wird so dein Geist sie schau’n.
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Thust dieses du, so oft du blickest hin –
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Wird’s bringen dir und deinem Buch Gewinn.
15 
) Mit einem unbeschriebenen Denkbuche – wie Steevens, mit Bezug auf das Sonett 122, richtig bemerkt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Sonett LXXVII.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
114
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichtes ist William Shakespeare, eins der bekanntesten und bedeutendsten Dichter und Dramatiker der Weltliteratur. Er wurde um 1564 geboren und starb am 3. Mai 1616. Das Gedicht gehört daher in die Epoche der Renaissance und insbesondere zum Zeitalter der Elisabethanischen Literatur.

Auf den ersten Blick fällt das Alter und die Vergänglichkeit des Lebens als Haupthema des Gedichts auf. Es ist eine Reflexion über den unaufhaltsamen Lauf der Zeit und die sich daraus ergebende Verletzlichkeit des menschlichen Körpers und Geistes.

Inhaltlich spricht das lyrische Ich über den Wandel und das Vergehen von Schönheit und Jugend. Es betrachtet sein eigenes Spiegelbild und erkennt den fortschreitenden Alterungsprozess. Zeit wird als Feind dargestellt, der Schönheit und Jugend entflieht. Aber das lyrische Ich schlägt vor, die Erinnerungen und Gedanken in einem Buch festzuhalten, um so den Geist zu bewahren. Es scheint, dass es sich der Vergänglichkeit des Lebens bewusst ist, aber darauf beharrt, sich auf seine geistigen Fähigkeiten zu konzentrieren und sein Wissen und seine Erfahrungen an zukünftige Generationen weiterzugeben.

Formal handelt es sich bei dem Gedicht um ein Sonett, eine strenge poetische Form, die aus 14 Versen besteht und in der italienischen Literatur ihren Ursprung hat. Hier jedoch besteht es aus 15 Versen. Im Hinblick auf die Sprache verwendet Shakespeare ein hohes sprachliches Niveau mit einer Vielzahl literarischer Bilder und Metaphern, wodurch das Gedicht seine tiefe Bedeutung und emotionale Wirkung erhält.

Zusammenfassend ist dieses Gedicht eine tiefgründige Reflexion über die Vergänglichkeit des Lebens und die Bedeutung des Alters. Es zeigt Shakespeares Meisterschaft in der Anwendung der Sonettform und seiner Fähigkeit, tiefe philosophische und emotionale Gedanken elegant zum Ausdruck zu bringen.

Weitere Informationen

William Shakespeare ist der Autor des Gedichtes „Sonett LXXVII.“. Im Jahr 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Zwischen den Jahren 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Der Schriftsteller Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 114 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 15 Versen. Der Dichter William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett CIII.“, „Sonett CIV.“ und „Sonett CIX.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett LXXVII.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.

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