Sonett LXXVI. von William Shakespeare
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Warum mein Vers der Neuheit Glanz entbehrt, |
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Stets arm sich zeigt an flücht’gen Wechselbildern? |
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Warum mein Blick der Zeit nicht zugekehrt, |
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Daß Fremdes ich in neuer Art könnt’ schildern? |
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Warum wohl schreib’ ich stets dasselbe Eine, |
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Bekleide mein Gedicht mit alt Gewand, |
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Daß jedes Wort sich zeiget als das meine, |
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Sein Ursprung gleich von Jedem wird erkannt? – |
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So wisse, holder Freund! daß dich allein |
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Und deine Liebe stets mein Vers soll singen; |
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Drum kleid’ ich neu die alten Worte ein, |
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Die alte Gab’ auf’s Neue dir zu bringen. |
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Wie täglich jung die alte Sonn’ erwacht, |
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Ist meiner Lieb’ in alter Mähr gedacht. |
Details zum Gedicht „Sonett LXXVI.“
William Shakespeare
1
14
104
nach 1580
Humanismus, Renaissance & Reformation
Gedicht-Analyse
Das Gedicht stammt von dem wohl einflüchtigsten englischen Schriftsteller, William Shakespeare, der in der zweiten Hälfte des 16. bis Anfang des 17. Jahrhunderts lebte. Also aus der Epoche des Elisabethanischen Theaters und der Frühen Neuzeit.
Beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht von der Kunst des Dichtens und der Kreativität handelt. Es wirkt introspektiv und bringt eine melancholische Note mit. Es vermittelt ebenso einen Hauch von Frustration und Sehnsucht und ist gleichzeitig ein Liebesbekenntnis.
Das lyrische Ich thematisiert seine Schwierigkeiten im Dichten und erklärt, dass seine Verse immer gleich zu sein scheinen. Es fragt nach dem Grund, weshalb es nicht in der Lage ist, den flüchtigen Glanz der Neuheit einzufangen und sich immer wieder in altbekannten Mustern verliert. Im weiteren Verlauf des Gedichts stellt es klar, dass es solche Fragestellungen auf die Liebe zu einem Freund bezieht – und dass es stets um diese Liebe dichten will. Es betont die Wiederholung und den Verweis auf die altbewährten Worte und Metaphern als Zeichen der kontinuierlichen Liebe.
Formal handelt es sich um ein Sonett, eine Gedichtform, die aus vierzehn Versen besteht und die Shakespeare häufig in seinem Schaffen verwendet hat. Die Sprache ist archaisch und bedient sich einer Vielzahl von rhetorischen Fragen, um das innerste Wesen des Dichters und seinen künstlerischen Prozess zu reflektieren. Die letzte Zeile schließt mit einem Vergleich, der eine universale Botschaft liefert: So, wie die Sonne jeden Tag aufs Neue aufgeht, so ist auch die Liebe immer wieder in alten Geschichten erwähnt.
Dabei durchzieht das lyrische Ich das Gedicht mit stilistischer Schönheit und Intelligenz. Es bringt seine Melancholie und zugleich Hoffnung durch die sorgfältige Auswahl von Worten und farbenfrohe Metaphern zum Ausdruck.
Zusammenfassend ist dieses Gedicht von Shakespeare ein Liebesbekenntnis und zugleich eine Reflexion über die Kunst des Dichtens selbst. Trotz der scheinbaren Wiederholung und dem Gefühl der künstlerischen Stagnation betont das lyrische Ich die Konstanz und Tiefe seiner Liebe. Es verweist auf die Schönheit der Vertrautheit, die in der Wiederholung und in den altbekannten Metaphern zu finden ist.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Sonett LXXVI.“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers William Shakespeare. Der Autor William Shakespeare wurde 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1580 bis 1616 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Der Schriftsteller Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 104 Worte. Der Dichter William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett CIV.“, „Sonett CIX.“ und „Sonett CL.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett LXXVI.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.
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