Sonett LXXI. von William Shakespeare

Wenn ich einst todt bin, traure nicht, sei froh,
Sobald der Glocke trüber Klang geschwiegen,
Der es der Welt verkündet, daß ich floh
Die schlechte Welt, beim schlechtsten Wurm zu liegen!
Und siehst du jemals diese Zeilen hier,
Gedenke nicht der Hand, die sie geschrieben:
Vergessen lieber will ich sein von dir,
Eh’ dich mein Angedenken soll betrüben.
Ja, wenn ich erst zu Staub zerfallen bin,
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Dann rufe dir ein Blick auf diese Zeichen
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Auch nicht mehr meinen Namen in den Sinn,
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Mit meinem Leib laß deine Lieb’ erbleichen,
13 
Sonst merkt’s die weise Welt, und dann zur Strafe
14 
Schmäht sie dich noch um mich, wenn ich schon schlafe.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sonett LXXI.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das hier analysierte Gedicht ist das 71. Sonett von William Shakespeare. Shakespeare ist ein englischer Dramatiker, Lyriker und Schauspieler aus der Epoche der Renaissance und des Barock, genauer der elisabethanischen Epoche (benannt nach Königin Elisabeth I. von England) Ende des 16. Jahrhunderts bis Anfang des 17. Jahrhunderts.

Auf den erste Eindruck wirkt das Gedicht leicht melancholisch und traurig, kommt jedoch mit etwas beruhigendem daher, fast wie eine Art testamentarischer Liebesbrief.

Im Gedicht schreibt das lyrische Ich dem Leser (oder einer bestimmten Person), dass er oder sie nicht trauern soll, wenn er stirbt. Er möchte nicht, dass der Klang der Trauerglocke oder der Anblick seiner geschriebenen Worte Schmerz oder Traurigkeit hervorrufen. Stattdessen bevorzugt er die Vorstellung, vergessen zu werden, anstatt die geliebte Person durch seine Erinnerung zu belasten. Er bezieht das auch auf seinen Namen, der nicht mehr in Erinnerung gerufen werden soll, sobald er zu Staub geworden ist. Das lyrische Ich drückt seine Besorgnis aus, dass, wenn seine Liebste um ihn trauert, die Gesellschaft sie dafür verurteilen könnte.

Formal gesehen handelt es sich um ein Sonett, eine strenge Gedichtform, die aus 14 Versen besteht, hier nach dem englischen Schema aufgebaut, das aus drei Quartetten und einem abschließenden Paar (rhymed couplet) besteht. Es ist jedoch auf Deutsch übersetzt und somit entsprechend angepasst.

Die Sprache des Gedichts ist relativ einfach und ohne großartige Verschachtelungen oder unklare Metaphern, unterstreicht aber dabei die Emotionen und Gedanken, die das lyrische Ich hat. Ein zentraler Aspekt im Gedicht ist die Auseinandersetzung mit dem Tod, der Vergänglichkeit und der Frage, was danach bleibt. Es wird in wehmütigen, aber auch tröstenden Worten ein eher düsteres Bild gemalt, was den Gedanken an den Tod und die Trauer darum betrifft, zugleich aber die Hoffnung und den Wunsch ausgesprochen, nicht in Trauer, sondern in Frieden erinnert zu werden.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sonett LXXI.“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers William Shakespeare. Im Jahr 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1580 bis 1616 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zugeordnet werden. Bei Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 109 Worte. William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett CII.“, „Sonett CIII.“ und „Sonett CIV.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett LXXI.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.

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