Sonett LXV. von William Shakespeare

Wenn Erz, Stein, Erde, unbegrenzte Fluth
Nicht trotzen kann der trüben Sterblichkeit,
Kann Schönheit bergen sich vor solcher Wuth,
Die keine Blum’ an Kräften überbeut?
Was soll des Sommers süßen Hauch beschützen,
Wenn heranbraus’t die rauhe Sturmesnacht,
Da schwächer selbst des Felsens mächt’ge Stützen
Und eh’rne Pforten als der Zeiten Macht?
O Angstgedanke! – Wie, ach! soll entgeh’n
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Der Zeit Juwel der Zeiten Moderschrein?
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Wer zwingt den flücht’gen Fuß der Zeit zum Steh’n?
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Wer hält im Schönheitsraub ihr mächtig ein?
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Ach, nichts! wenn nicht das Wunder einst geschieht,
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Daß nie mein’ Lieb’ in schwarzer Schrift verglüht. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sonett LXV.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das analysierte Gedicht ist „Sonett LXV.“ von William Shakespeare. Der Autor, der weltbekannt für seine Dramen und Tragödien ist, war in der frühneuzeitlichen Epoche, der englischen Renaissance (ca. 1558-1603), tätig.

Beim ersten Lesen des Sonetts drängt sich ein Bild von Verfall und Vergänglichkeit auf. Es scheint, als ob das lyrische Ich den unausweichlichen Fortgang der Zeit und die daraus resultierende Vergänglichkeit alles Seienden in den Mittelpunkt stellt.

Rein vom Inhalt her äußert das lyrische Ich seine Sorge und Angst vor dem unaufhaltsamen Vergehen der Zeit. Diese beschäftigt es so sehr, dass es fragt, ob selbst harte und dauerhafte Materialien wie Erz und Stein oder sogar die unendlich wirkende Flut der Sterblichkeit trotzen können. Das lyrische Ich thematisiert die Unausweichlichkeit des Alterns und somit das Verschwinden der Schönheit und Jugend. Es ist verzweifelt auf der Suche nach einem Mittel, um die Zeit anzuhalten und den Verlust der geliebten Person zu verhindern.

Form und Sprache des Gedichts unterstreichen die beschriebene Thematik: Es handelt sich um ein Sonett, was eine strenge und festgelegte Form erfordert - eine Struktur, die dem unerbittlichen Ablauf der Zeit selbst entspricht. Besonders hervorzuheben ist hier die intensive Sprache, die Shakespeare nutzt, um ein kräftiges Bild der Vergänglichkeit und der damit verbundenen Leidenschaft zu zeichnen. Mit Wörtern wie „Wuth“, „Sturmesnacht“ und „Angstgedanke“ wird eine düstere, teilweise aggressive Stimmung erzeugt. Die Schönheit bzw. die Geliebte erscheint als etwas Zartes, leicht Vergehbare im Angesicht der mächtigen Zeit.

Zusammenfassend betrachtet handelt das Gedicht von der allumfassenden Macht der Zeit und dem verzweifelten Versuch, das Vergängliche, insbesondere die Schönheit und Jugend der geliebten Person, zu bewahren. Es spiegelt die Angst vor Verlust und Vergänglichkeit und die Sehnsucht nach Beständigkeit wider.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sonett LXV.“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers William Shakespeare. Shakespeare wurde im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Im Zeitraum zwischen 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 101 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett CIX.“, „Sonett CL.“ und „Sonett CLI.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett LXV.“ weitere 160 Gedichte vor.

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