Sonett LXIII. von William Shakespeare

Wenn meinen Theuren einst, wie mir geschieht,
Der Zeit Unbill zerstörend wird erfassen,
Sein Blut aussaugt und seine Stirn durchzieht
Mit schnöden Furchen; wenn einst wird erblassen
Sein Jugendmorgen unter Altersmüh’n;
Wenn Reize, denen er, ein Fürst, befohlen,
Dem Anblick schwindend, hingewelkt verblüh’n,
Und seines Frühlings Schatz ihm fortgestohlen: –
Ich will mich fest’gen gegen solche Zeit,
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Des Alters Mordstahl werd’ ich widerstreben;
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Nie soll er weihen der Vergessenheit
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Des Theuern Bild, verfällt ihm auch sein Leben.
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Sein Reiz lebt stets in diesen schwarzen Zeilen,
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Stets grünend wird in meinem Lied’ er weilen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett LXIII.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
95
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist William Shakespeare, eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Weltliteratur, der in der zweiten Hälfte des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts lebte.

Das Gedicht hinterlässt bei der ersten Betrachtung den Eindruck einer sehr emotionalen und tiefgründigen Auseinandersetzung mit der Zeit und ihrer zerstörerischen Kraft. Es zeigt auf, wie die Schönheit und Jugendlichkeit mit der Zeit verschwinden und letztendlich dem Alter weichen.

Das lyrische Ich in diesem Gedicht äußert große Sorge um seinen liebsten Menschen (den „Theuren“). Es fürchtet die unausweichliche Zerstörung der Zeit, die die Blüte der Jugend raubt und das Alter mit seinen Narben der Vergänglichkeit bringt. Das lyrische Ich will sich gegen diese unaufhaltsame Zeit wehren und sich dem Vergessen entgegenstellen. Es scheint entschlossen, das Bild des geliebten Menschen in Erinnerung zu behalten, selbst wenn dieser verstirbt. Die letzten beiden Verse deuten darauf hin, dass das lyrische Ich plant, die Schönheit und Anmut dieser Person in seinen Gedichten festzuhalten, sodass diese den Zahn der Zeit überdauern kann.

Das Gedicht ist ein Sonett, eine Gedichtform, die aus 14 Versen besteht und im Englischen oftmals das Reimschema ABAB CDCD EFEF GG aufweist, in diesem Fall ist das jedoch schwer prüfbar aufgrund der vorgenommenen Übersetzung. Shakespeares Sonette sind bekannt für ihre raffinierten und durchdachten Formen und Reime. In diesem Sonett zeigt sich eine elegante und reiche Verwendung von Metaphern und expressivem Wortschatz, der die emotionalen Qualitäten des Gedichts effektiv hervorhebt. Die Sprache ist eloquent und ausdrucksstark, dabei aber klar und leicht zugänglich. Sie vermittelt sowohl das Gefühl von Furcht und Respekt vor der Zeit als auch eine tiefe Zuneigung und Hingabe für den geliebten Menschen, an den sich das lyrische Ich wendet.

Insofern ist das Gedicht eine Meisterleistung und zeigt eindrucksvoll Shakespeares Können als Lyriker.

Weitere Informationen

William Shakespeare ist der Autor des Gedichtes „Sonett LXIII.“. Der Autor William Shakespeare wurde 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Im Zeitraum zwischen 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zu. Der Schriftsteller Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 95 Worte. William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Einer Liebenden Klage“, „Sonett C.“ und „Sonett CI.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett LXIII.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.

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