Auf den Tod eines Zechers von Johann Peter Hebel

Do hen sie mer e Ma vergrabe.
’s isch schad für sini bsundre Gabe.
Gang, wo de witt, suech no so ein!
Sel isch verbei, de findsch mer kein.
 
Er isch e Himmelsg’lehrte gsi.
In alle Dörfere her und hi
se het er gluegt vo Hus zue Hus:
hangt nienen echt e Sternen us?
 
Er isch e freche Ritter gsi.
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In alle Dörfere her und hi
 
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se het er g’frogt enanderno:
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„sin Leuen oder Bäre do?“
 
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E guete Christ sel isch er gsi.
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In alle Dörfere her und hi
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se het er untertags und z’Nacht
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zuem Chrüez si stille Bueßgang g’macht.
 
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Si Namen isch in Stadt und Land
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bi große Here wohl bikannt.
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Si allerliebsti Cumpanie
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sin alliwil d’drei Künig gsi.
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Iez schloft er und weiß nüt dervo,
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es chunnt e Zit, gohts Alle so.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Auf den Tod eines Zechers“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
140
Entstehungsjahr
nach 1776
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht ist von Johann Peter Hebel, einem deutschen Dichter aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert und beginnenden 19. Jahrhundert. Hebel veröffentlichte sein Gedicht „Auf den Tod eines Zechers“ also in einer Zeit, die als Biedermeier und Vormärz bekannt ist.

Das Gedicht betrachtet und kommentiert den Tod eines Menschen, der ein Zecher, also ein Trinker war. Im ersten Eindruck wirkt das Gedicht ein wenig melancholisch, aber auch humorvoll in seinem Blick auf die Figur. Es offenbart eine recht volkstümliche und entspannte Sicht auf das Leben und den Tod, die typisch für Hebels Arbeit ist.

In Bezug auf den Inhalt erzählt das lyrische Ich in einfachen Worten von dem verstorbenen Trinker. Die besondere Fähigkeit des Verstorbenen lag im Zechen. Sein Trinken wird metaphorisch als Himmelslehre, als Ritterschaft und als christliche Buße dargestellt. Er war weit und breit für seine Trinkfreudigkeit bekannt. Seine Gesellschaft waren stets die „drei Könige“ - vermutlich eine Anspielung auf drei bestimmte Getränke oder Trinkgefährten. Nun ist er tot und weiß nichts mehr von all dem - wie es jedem so ergeht.

Die Form des Gedichts ist eher unregelmäßig, mit sechs Strophen unterschiedlicher Länge und keinem festen Reim. Man könnte dies als Spiegelung des chaotischen Lebens des Zechers interpretieren. Der Gebrauch der alemannischen Sprache gibt dem Gedicht einen volkstümlichen Klang und unterstreicht das einfache, erdverbundene Leben des Zechers.

Die Sprache ist einfache Umgangssprache, mit vielen Dialektausdrücken. Der Gebrauch von Metaphern und Vergleichen ist humorvoll und einfallsreich - wie die Darstellung des Trinkens als Himmelsbeobachtung, Ritterschaft und Buße. Dies versetzt das alltägliche Trinken in eine höhere, fast epische Ebene und spielgelt gleichzeitig eine ironische Sicht darauf.

Alles in allem ist Hebels Gedicht ein humorvoller, aber auch nachdenklicher Blick auf das Leben eines Trinkers und auf die menschliche Vergänglichkeit.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Auf den Tod eines Zechers“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Peter Hebel. Im Jahr 1760 wurde Hebel in Basel geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1776 und 1826. Der Erscheinungsort ist Karlsruhe. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang, Klassik, Romantik, Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 140 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Peter Hebel sind „Der Bettler“, „Der Karfunkel“ und „Der Knabe im Erdbeerschlag“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Auf den Tod eines Zechers“ weitere 60 Gedichte vor.

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