Sonett LVII. von William Shakespeare

Dein Sklave bin ich, sollt’ ich Andres streben,
Als willig stets vollziehen dein Begehr?
Kostbare Zeit nicht hab’ ich zu vergeben,
Noch Dienste, da allein ich dir gehör’!
Nicht darf ich schmäh’n die langen Marterstunden,
Die ich, mein Herr, so oft für dich durchwacht,
Dein Fortsein hab’ ich wen’ger schwer empfunden,
Hast Abschiedsgruß dem Diener du gebracht.
Nicht forschen will ich mit des Neides Frage,
10 
Wo du verweilest, und was dein Beginn?
11 
Wie’s Sklaven ziemet, richt’ ich ohne Klage,
12 
Auf das, was du beglückest, meinen Sinn;
13 
So thöricht treu kann meine Liebe seh’n
14 
Kein Fehl an dir, mag auch was will gescheh’n.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sonett LVII.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
107
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht ist ein Werk von William Shakespeare, einem englischen Dichter und Dramatiker, der von 1564 bis 1616 lebte. Es gehört zu seinen Sonetten, die zu den bedeutendsten lyrischen Dichtungen der Weltliteratur zählen und in der Renaissance entstand.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht wie eine Huldigung an eine verehrte Person, an die das lyrische Ich seine tiefe Liebe und Hingabe ausdrückt.

In einfachen Worten informiert das Gedicht über die völlige Unterwerfung des lyrischen Ich unter eine Person, die es verehrt und liebt. Es sieht sich selbst als treuen Diener, der ganz und gar für den Geliebten da ist, ihm dient und seine Wünsche erfüllt. Es weist darauf hin, dass es seine Zeit ganz der bewunderten Person widmet und andere Aufgaben deshalb nicht übernehmen kann. Darüber hinaus beklagt es sich nicht über die harte Arbeit und die langen Stunden, die es aufwacht, während der Geliebte abwesend ist. Schließlich erklärt das lyrische Ich, dass es keine neidischen Fragen stellen wird, wo die geliebte Person ist und was sie macht. Stattdessen richtet es seinen Blick auf das, was der Geliebte glücklich macht und betont seine bedingungslose Liebe, die blind für die Fehler der geliebten Person ist.

Formal folgt das Gedicht der Struktur eines Shakespeare-Sonettes mit 14 Versen in fünfzehigem Jambus (Wechsel von unbetonter und betonter Silbe), wobei das Reimschema ABABCDCDEFEFGG ist. Darüber hinaus ist die Sprache des Gedichts archaisch und formal, wie es für die Dichtung der Renaissance typisch ist. Die Metapher des Dieners, der seinem Herrn dient, wird verwendet, um die Beziehung des lyrischen Ich zur geliebten Person darzustellen, und unterstreicht die Unterwerfung und die hingebungsvolle Liebe des Sprechers.

Allerdings lässt das Gedicht auch eine gewisse Ironie in der totalen Selbstaufgabe des lyrischen Ichs erkennen und könnte daher möglicherweise auch eine Kritik an einer zu extremen Form von Liebe und Hingabe sein. Aber Shakespeares Werke sind so vielschichtig, dass sie häufig mehrere Interpretationen zulassen.

Weitere Informationen

William Shakespeare ist der Autor des Gedichtes „Sonett LVII.“. Shakespeare wurde im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Zwischen den Jahren 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 107 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Sonett CIV.“, „Sonett CIX.“ und „Sonett CL.“ sind weitere Werke des Autors William Shakespeare. Zum Autor des Gedichtes „Sonett LVII.“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 160 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors William Shakespeare

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu William Shakespeare und seinem Gedicht „Sonett LVII.“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors William Shakespeare (Infos zum Autor)

Zum Autor William Shakespeare sind auf abi-pur.de 160 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.