Sonett LV. von William Shakespeare

Kein goldnes Ehrenmal, kein Marmorstein
Der Fürsten überlebt dies mächt’ge Lied.
Du strahlst in seinem Vers mit hellerm Schein,
Als jener Stein, den alter Staub umzieht.
Die Säule stürzt des Krieges wilde Wuth,
Des Maurers Werk zerstört des Aufruhrs Drang;
Doch nicht das Schwert und nicht der Flamme Gluth
Vernichtet deines Namens ew’gen Klang.
Durch Tod und Zwietracht und Vergessenheit
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Gehst du hindurch, und deine Palme steht
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Noch in den Augen einer spätern Zeit,
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Wann einst die müde Welt zur Ruhe geht.
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So, bis am jüngsten Tag du kehrst zurück,
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Lebst du im Lied’ und in der Liebe Blick.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Sonett LV.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das gegebene Gedicht ist ein Sonett, geschrieben von William Shakespeare, der von circa 1564 bis 1616 lebte. Dies zeitlich einzuordnen, bedeutet, es ist Teil der Renaissance und der elisabethanischen Ära in England, eine Zeit der Wiederentdeckung klassischer Ideale und der Blütezeit der Literatur.

Das erste, was auffällt, ist die Manifestation von Shakespeares deutlich ausgedrückter Überzeugung von der beständigen Kraft der Poesie selbst, die imstande ist, jede physische Manifestation wie ein goldenes Ehrenmal oder einen Marmorstein zu überdauern.

In einfachen Worten handelt das Gedicht von der Idee, dass die Schönheit und der Ruhm der geliebten Person durch das Lied, anstatt durch materielle Gedenkstätten wie Gold und Marmor, für die Ewigkeit erhalten werden. Dabei betont das lyrische Ich, dass weder Krieg noch Zerstörung noch Tod in der Lage sind, den Namen und somit die Erinnerung an die geliebte Person auszulöschen. Ihre Präsenz und ihr Ruhm bestehen noch in den Augen einer „späteren Zeit“, selbst wenn die Welt zur Ruhe kommt.

Das Gedicht ist in Form eines Sonetts geschrieben, das eine strenge Struktur mit 14 Versen vorsieht. Es folgt einem klaren, rhythmischen Muster und einem geordneten Reimschema. Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und metaphorisch, mit einem starken Gegensatz zwischen den physischen Bildern von Gold und Marmor und den ungreifbaren emotionalen Konzepten von Liebe, Ruhm und Zeit. Dabei verwendet der Dichter wiederholt mächtige Bilder wie das Schwert, die Flamme und den Tod, um den unnachgiebigen Charakter von Gedichten und Liedern hervorzuheben, die die Auswirkungen von Zeit und Zerstörung überleben können. Die Nutzbarkeit der Sprache lässt eine eindringliche Gedankenwelt entstehen, die das ewige Dasein der geliebten Person in der Dichtkunst betont.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonett LV.“ des Autors William Shakespeare. Shakespeare wurde im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Im Zeitraum zwischen 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Der Schriftsteller Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 101 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett CIII.“, „Sonett CIV.“ und „Sonett CIX.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett LV.“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 160 Gedichte vor.

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