Sonett LIX. von William Shakespeare

Wenn Alles war, was ist, wenn Nichts auf Erden
Neu – arg wird dann des Menschen Hirn bethört,
Das, rastlos grübelnd über neues Werden,
Ein altes Kind zum zweiten Mal gebärt.
O daß zurück Geschichte könnte reichen
Fünfhundert Sonnenläuf’! – ich möchte seh’n
Dein Bild in einem alten Buch, deß Zeichen
Bekundet erster Schrift uralt Entsteh’n;
Damit, was über deine Huldgestalt
10 
Die alte Welt gesagt, ich könnte lesen,
11 
Ob Zeitumschwung bewähret die Gewalt,
12 
Ob höher wir, ob jene bess’re Wesen.
13 
O, sicher hat der Witz der alten Zeit
14 
Gering’rem der Bewund’rung Preis geweiht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Sonett LIX.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht ist ein Sonett von William Shakespeare, einem der bekanntesten Dramatiker und Dichter der englischen Literatur. Es kann in das Zeitalter der Renaissance eingestuft werden, genauer in das späte 16. und frühe 17. Jahrhundert, eine Epoche, die sich durch Umbrüche und Erneuerungen auszeichnet.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Sonett melancholisch und nachdenklich. Das lyrische Ich reflektiert über die Vergänglichkeit und Wiederholung der Zeit sowie über die Rolle des Menschen in diesem Kontext.

Inhaltlich geht es darum, dass das lyrische Ich darüber nachdenkt, ob alles, was existiert, bereits einmal existiert hat und das menschliche Denken dadurch in eine Illusion von Neuheit getrieben wird. Es drückt den Wunsch aus, in die Vergangenheit sehen zu können und das Bild eines geliebten Menschen in einem alten Buch zu finden. Das lyrische Ich stellt sich die Frage, ob der Lauf der Zeit die Qualität von Schönheit und Anmut verändert hat und ob die Menschen der Vergangenheit oder die der Gegenwart besser sind. Es schließt mit der Vermutung, dass die alte Zeit weniger Objekte oder Menschen bewundert hat als die Gegenwart.

Formal handelt es sich bei diesem Text um ein Sonett, eine Gedichtform, die aus 14 Versen besteht und in der Regel eine strenge Reimstruktur hat. Es ist in deutscher Sprache verfasst und besticht durch seinen melodischen und poetischen Sprachgebrauch. Die Wortwahl von Shakespeare ist dabei oft altertümlich und bildreich, was durch die Übersetzung aus dem Englischen noch betont wird.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Gedicht eine Reflektion über Zeit, Vergänglichkeit und menschliche Wahrnehmung bietet. Es fordert uns heraus, uns über die Natur unseres Seins und die Rolle der Zeit in unserem Leben Gedanken zu machen. Mit seiner schönen und komplexen Sprache lädt Shakespeare uns ein, uns in seine Gedankenwelt zu vertiefen und unsere eigenen Interpretationen zu finden.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Sonett LIX.“ ist William Shakespeare. 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. In der Zeit von 1580 bis 1616 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Bei Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 96 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors William Shakespeare sind „Sonett CIX.“, „Sonett CL.“ und „Sonett CLI.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett LIX.“ weitere 160 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors William Shakespeare

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu William Shakespeare und seinem Gedicht „Sonett LIX.“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors William Shakespeare (Infos zum Autor)

Zum Autor William Shakespeare sind auf abi-pur.de 160 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.