Sonett CXXXVII. von William Shakespeare

Der thöricht blinde Gott, warum wohl trügt
Die Augen er, die seh’n und doch nicht recht?
Sie wissen, was Schönheit ist, wo sie liegt,
Doch schätzen Bestes sie, als wär es schlecht.
Wenn sich das Aug’, verzückt durch falsche Blicke,
Den Hafen sucht, dahin nun Alles strebt,
Was brauchst als Hamen du der Augen Tücke,
An dem mein Urthelsspruch befestigt schwebt?
Wie soll als Eigenthum mein Herz erkennen,
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Was als der Menschheit Gut ihm ist bekannt?
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Soll, was es sieht, mein Aug’ je anders nennen,
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Und Wahrheit machen zu gemeinem Tand?
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Irrthum hält Aug’ und Herze mir gebunden,
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Sie können nie von schnöder Pest gesunden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sonett CXXXVII.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
106
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das behandelte Gedicht ist ein Sonett von William Shakespeare, einem englischen Dichter, der von 1564 bis 1616 lebte. Dies ordnet das Gedicht in die Epoche der Renaissance und des Elisabethanischen Zeitalters ein.

Bei einem ersten Eindruck von Shakespeares Sonett CXXXVII wird eine gewisse Melancholie und Frustration sichtbar, welche das lyrische Ich in Verbindung mit Liebe und Schönheit empfindet. Außerdem ist schon ein Hinweis auf die konfliktreiche Auseinandersetzung mit Wahrnehmung und Wahrheit zu erkennen.

Inhaltlich beklagt das lyrische Ich die Täuschung und Enttäuschung durch Liebe und Schönheit. Es beschreibt, wie der „thöricht blinde Gott“, vermutlich Amor, dem lyrischen Ich falsche Hoffnungen und Illusionen gibt. Es reflektiert die Unfähigkeit der Augen, wahre Schönheit zu erkennen, und bezeichnet seine Gefühle und Urteile als von Irrtum geleitet.

Shakespeare benutzt das Auge als Symbol für die Wahrnehmung und das Herz für die Gefühle des lyrischen Ichs. Beide werden vom Irrtum, verkörpert durch den „thöricht blinde(n) Gott“, in die Irre geführt und können laut dem lyrischen Ich selbst nie wieder „gesunden“. Zudem kritisiert das lyrische Ich das menschliche Streben nach Schönheit. Es verweist darauf, dass das, was es als gut und schön empfindet, durch allgemeine Vorstellungen und Ansichten verfälscht wird.

Formal und sprachlich zeichnet sich das Gedicht durch die feste Struktur eines Sonetts aus, bestehend aus vierzehn Versen, die in zwei Quartetten und zwei Terzetten angeordnet sind. Es verwendet Endreime und weist klassische rhetorische Stilmittel wie Metaphern und Vergleiche auf. Die Sprache ist deutlich altmodisch und gestelzt - typisch für Shakespeares Schreibstil in seinen Sonetten.

Shakespeares Sonett CXXXVII ist demnach eine tiefe und melancholische Reflexion über die Natur von Liebe und Schönheit und die Unmöglichkeit, diese in ihrer reinsten Form wahrzunehmen und zu erfahren - eine häufige Thematik in Shakespeares Werken.

Weitere Informationen

William Shakespeare ist der Autor des Gedichtes „Sonett CXXXVII.“. 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1580 bis 1616 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Bei dem Schriftsteller Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 106 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett CL.“, „Sonett CLI.“ und „Sonett CLII.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett CXXXVII.“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 160 Gedichte vor.

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