Sonett CXXXI. von William Shakespeare

Tyrannisch bist du, jenen Andern gleich,
Die ihre Schönheit stolz und grausam macht;
Du weißt es wohl, in meines Herzens Reich
Stehst höher du als des Juweles Pracht.
Doch, glaub’ mir, Viele sagen, die dich schau’n,
Zum Seufzen könntst du Liebe nicht bethören;
Zu widersprechen darf ich mir nicht trau’n,
Wenn ich’s auch gegen mich selbst dürft’ beschwören;
Und falsch nicht kann man meinen Eid wohl heißen,
10 
Da tausend Seufzer, die der Wahn erregt:
11 
Dein Antlitz ruh’ an Andrer Brust, beweisen,
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Welch Werth mein Herz auf deine Mängel legt.
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Nichts zeigt sich schwarz an dir, wenn nicht dein Thun,
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Dein böser Leumund mag darauf beruh’n.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sonett CXXXI.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
109
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht stammt von William Shakespeare, einem der bekanntesten englischen Dichter und Dramatiker, der in der zweiten Hälfte des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts lebte.

Auf den ersten Blick scheint das lyrische Ich eine komplexe Beziehung zu einer anderen Person zu beschreiben. Diese Person wird sowohl als tyrannisch und grausam als auch als außergewöhnlich schön beschrieben.

Inhaltlich leidet das lyrische Ich unter der nicht erwiderten, vielleicht sogar missbrauchten Liebe zu dieser Person. Obwohl sie als grausam und tyrannisch bezeichnet wird, hält das lyrische Ich sie doch für schöner als das strahlendste Juwel. Obwohl andere die Person als unliebesfähig einstufen, wagt das lyrische Ich nicht, zu widersprechen. Es fühlt sich trotz tausendfachen Seufzens und Täuschens an die Person gebunden und legt sogar Wert auf deren Mängel. Interessanterweise bemerkt das lyrische Ich, dass alles an dieser Person – abgesehen von ihren Taten – makellos erscheint und ihr schlechter Ruf ausschließlich darauf beruht.

Formal betrachtet handelt es sich bei dem Gedicht um ein Sonett und folgt dem traditionellen Aufbau eines solchen Gedichts mit vierzehn Versen. Die Sprache ist einfach gehalten und sehr direkter Art. Shakespeare benutzt allerdings verschiedene rhetorische Mittel, zum Beispiel Kontraste (z.B. „Tyrannisch bist du, jenen Andern gleich / Stehst höher du als des Juweles Pracht.“) oder Hyperbeln (z.B. „tausend Seufzer“), um die Gefühle des lyrischen Ichs zu betonen und hervorzuheben.

Insgesamt lässt sich das Gedicht als Ausdruck einer unglücklichen Liebe interpretieren, die trotz der offensichtlichen Grausamkeit und Schönheit der geliebten Person nicht erwidert wird. Es spiegelt das Gefühl der Bewunderung, Ehrfurcht und auch der Verzweiflung wider, die oft mit unerwiderter Liebe einhergeht.

Weitere Informationen

William Shakespeare ist der Autor des Gedichtes „Sonett CXXXI.“. Shakespeare wurde im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1580 bis 1616 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zu. Bei Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 109 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Einer Liebenden Klage“, „Sonett C.“ und „Sonett CI.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett CXXXI.“ weitere 160 Gedichte vor.

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