Sonett CXXVI. von William Shakespeare
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O du, mein holder Knabe, dessen Macht |
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Der Zeiten Sens’ und Stundenglas bewacht, |
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Der schwindend wuchs, und offen uns gelehrt, |
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Wie welk sein Freund, da Blüthe dir gewährt; |
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Wenn dich Natur, die Herrin aller Welt, |
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Im Vorwärtsgehen stets zurückehält, |
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So hat sie durch dein Weilen nur gesucht |
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Zu spotten der Zeit und der Minuten Flucht; |
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Doch fürchte sie, du Liebling ihrer Lust! |
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Nicht ewig hegt sie dich an theurer Brust, |
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Wenn spät auch, wird ihr Ruf an dich ergeh’n, |
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Sie giebt dich hin, du mußt ihr Antwort steh’n. |
Details zum Gedicht „Sonett CXXVI.“
William Shakespeare
1
12
90
nach 1580
Humanismus, Renaissance & Reformation
Gedicht-Analyse
Dieses Sonett wurde von William Shakespeare verfasst, einem der bekanntesten und bedeutsamsten Dramatiker und Lyriker der englischen Renaissance. Die Datierung seiner Werke ist nicht immer präzise, aber Shakespeare lebte von 1564 bis 1616, und seine Sonette wurden in der Regel gegen Ende des 16. Jahrhunderts komponiert.
Auf den ersten Blick wirkt das Sonett tiefgründig und voller Referenzen zu Zeit und Vergänglichkeit. Der erste Eindruck lädt daher zur weiteren Analyse ein.
Inhaltlich befasst sich das Gedicht mit dem lyrischen Ich, das sich an einen jungen Knaben wendet und die Vergänglichkeit und die unvermeidliche Konfrontation mit der Zeit thematisiert. Das lyrische Ich bemerkt, dass obwohl die Natur den Jungen vor der fortschreitenden Zeit zu schützen scheint, sie ihn letztlich nicht vor dem Altern bewahren kann. Es ist eine warnende und zugleich traurige Botschaft darüber, dass jeder Mensch der Zeit und somit auch dem Altern unterworfen ist.
Die Form des Sonetts ist typisch für Shakespeares Werk, mit zwölf Versen und einem strengem Reimschema. Es besteht aus drei Quartetten und einem abschließenden Couplets, wie es die Sonettform vorschreibt. Die verwendete Sprache ist reichhaltig und poetisch, geprägt von Metaphern und Personifikationen. Die Zeit wird etwa als „Sens'“ und „Stundenglas“ dargestellt, während die Natur als „Herrin aller Welt“ personifiziert wird.
Insgesamt zeichnet das Sonett ein melancholisches Bild von der Unausweichlichkeit der Zeit und der Vergänglichkeit der Jugend. Es ist eine Reflexion über das Altern und die naturgegebenen Lebenszyklen, dargestellt in der bildhaften und komplexen Sprache von Shakespeare.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Sonett CXXVI.“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers William Shakespeare. Der Autor William Shakespeare wurde 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Zwischen den Jahren 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 90 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 12 Versen. William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett CII.“, „Sonett CIII.“ und „Sonett CIV.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett CXXVI.“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 160 Gedichte vor.
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