Sonett CXXV. von William Shakespeare
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Sollt’ über dich ich Prunkgezelt’ ausbreiten, |
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Mit Aeußrem ehren deinen äußren Schein? |
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Gebäude gründen dir für Ewigkeiten, |
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Die dem Verfall bald Beute müßten sein? |
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Wie Viele, lüstern nach der Schönheit Gunst, |
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Sah Alles ich durch hohen Zins einbüßen? |
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Die Schlichtes tauschten für Gemisch der Kunst, |
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Im Schauen noch ihr Selbst in’s Nichts hinfließen? |
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Nein, deinem Herzen laß mich treu gehorchen; |
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Nimmst du nur meine Gabe; arm doch frei, |
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Verschmäht Beiwerk sie von der Kunst zu borgen, |
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Nur, daß du mein und ich der dein’ge sei. |
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Fort, feiler Schmäher! die getreue Brust |
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Wird nimmer büßen der Verläumdung Lust. |
Details zum Gedicht „Sonett CXXV.“
William Shakespeare
1
14
99
nach 1580
Humanismus, Renaissance & Reformation
Gedicht-Analyse
Das Sonett CXXV. wurde von William Shakespeare verfasst, einem der bekanntesten Schriftsteller und Dichter der englischen Renaissance, die von etwa 1570 bis 1630 andauerte. Bei einer ersten Lektüre fällt auf, dass das lyrische Ich jemandem gegenübersteht, dessen Schönheit und äußerlicher Schein in Frage gestellt wird.
Vereinfacht ausgedrückt, spricht das lyrische Ich im Gedicht die Absurdität an, jemandem aufgrund seiner äußerlichen Erscheinung huldigen oder für diese Ewigkeiten andauernde Denkmäler bauen zu wollen, da solche Dinge doch letztendlich nur dem Verfall preisgegeben wären. Ausdrücklich weist das lyrische Ich darauf hin, wie viele Menschen ihre Ruhe und ihr Selbst aufgeben und in leeren Schein investieren, getrieben von der Sehnsucht nach Schönheit und Ruhm.
Statt sich in diesen sinnlosen Tauschhandel zu verstricken, wünscht das lyrische Ich jedoch, der Person, an die das Gedicht gerichtet ist, auf ehrliche und bescheidene Weise zu dienen: ohne prunkvolle Geschenke oder artifizielle Verzierungen, sondern nur mit dem Wunsch, ihr oder ihm nahe zu sein. Es wendet sich abschließend gegen all jene, die diese Haltung verleumden oder verspotten, und betont seine Bereitschaft, für diese Verleumdungen keine Buße zu tun.
Das Gedicht ist formal als Sonett gestaltet und folgt dem üblichen Muster von 14 Versen, wobei die ersten acht (auch als Oktave bezeichnet) eine zusammenhängende Frage oder Aussage formulieren und die letzten sechs (auch als Sextett bezeichnet) darauf eine Antwort oder Gegendarstellung liefern. Die Sprache des Gedichts ist gehoben und zum Teil metaphorisch, aber in ihrem Kern doch präzise und unmissverständlich. Es handelt sich hierbei um eine gelungene Kombination aus formal strenger Struktur und tiefer, ausdrucksstarker Botschaft.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonett CXXV.“ des Autors William Shakespeare. Geboren wurde Shakespeare im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1580 und 1616. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 99 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters William Shakespeare sind „Sonett CI.“, „Sonett CII.“ und „Sonett CIII.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett CXXV.“ weitere 160 Gedichte vor.
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