Sonett CXXII. von William Shakespeare

Fest steh’n die Tafeln, die du mir verehrt,
In meinem Haupt dem Andenken geweiht;
Sie sollen ragen über niedern Werth
Durch alle Zeit bis in die Ewigkeit.
Zum wenigsten so lange Herz und Haupt
Fortblüh’n in der naturgemäßen Kraft,
Bis seinen Theil von dir ein jedes raubt,
Wird nichts von der Erinnerung gerafft.
So viel schließt nicht solch arm Behältniß ein,
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Noch wünsch’ ein Kerbholz deiner Lieb’ ich her;
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Es hinzugeben konnt’ ich ruhig sein,
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In diesen Tafeln blieb von dir mir mehr.
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Braucht’ ich gar Hülfe, deiner zu gedenken,
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Würd’ ich mich selber als vergessen kränken.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett CXXII.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
99
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht ist ein Sonett von William Shakespeare, einem der bedeutendsten englischen Dramatiker und Lyriker der Renaissance. Dieses Sonett gehört zu den Arbeiten seiner mittleren Schaffensperiode um das Jahr 1600.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen Eindruck von tiefem Respekt und Anhänglichkeit des lyrischen Ichs an jemanden, der ihm sehr wichtig ist. Dies wird bereits in den ersten paar Versen deutlich, in denen das lyrische Ich speziell auf „die Tafeln“ verweist, die ihm der andere „verehrt“ hat und die er in seinem „Andenken“ aufbewahrt.

Das Gedicht beschreibt dann, wie diese „Tafeln“ als Symbol für die zutiefst verankerte Wertschätzung des lyrischen Ichs für die betreffende Person dienen. Es betont, dass diese Wertschätzung unabhängig von Wertsystems der Welt ist („über niedern Werth...“) und bis in die Ewigkeit anhalten wird. Das lyrische Ich erklärt, dass es keine greifbaren Beweise („Kerbholz“) für die Liebe der anderen Person benötigt, da diese Liebe bereits tief in seinem Herzen und Gedächtnis verankert ist.

Betrachtet man Form und Sprache, handelt es sich um ein klassisches Sonett mit vierzehn Versen, aufgeteilt in zwei Quartetten und zwei Terzetten. Der Jambus als Metrum und der Kreuzreim spiegeln den traditionellen Aufbau englischer Sonette wider. Shakespeares Sprache ist bildreich und verleiht dem Gedicht eine spirituelle und tiefgründige Atmosphäre.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Sonett Shakespeares Fähigkeit demonstriert, tiefe Gefühlslagen und spirituelle Aspekte auf komplexe und dennoch zutiefst menschliche Weise zu erfassen und auszudrücken. Es thematisiert die Ewigkeit und Unveränderlichkeit der Liebe, und wie sie alle äusseren Umstände überdauern kann.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Sonett CXXII.“ ist William Shakespeare. 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Zwischen den Jahren 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zugeordnet werden. Bei Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 99 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Weitere bekannte Gedichte des Autors William Shakespeare sind „Sonett CLI.“, „Sonett CLII.“ und „Sonett CLIII.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett CXXII.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.

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