Sonett CXLVIII. von William Shakespeare
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Weh’, welch’ ein Aug’ hat Liebe mir verlieh’n, |
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Dem, was die Andern schau’n, so kann entgeh’n? |
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Wenn recht sie seh’n, wo floh mein Urtheil hin, |
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Das falsch beurtheilt, was sie richtig seh’n? |
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Wenn schön das, was mein irrend Aug’ entzückt, |
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Was tadelt dann die Welt es im Verein? |
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Ist’s häßlich, zeigt’s, wie Liebe uns berückt, |
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Nichts gilt ihr Spruch, wenn alle sagen: Nein. |
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Wie kann der Liebe Auge richtig seh’n, |
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Das so sich quält mit Weinen und mit Wachen? |
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Ich selbst kann richtig nicht mein Schau’n verstehn; |
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Wenn Wolken droh’n, kann nicht die Sonne lachen. |
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O schlaue Lieb’, mit Thränen blendst du mich, |
14 |
Daß klarer Blick nicht finde häßlich dich. |
Details zum Gedicht „Sonett CXLVIII.“
William Shakespeare
1
14
120
nach 1580
Humanismus, Renaissance & Reformation
Gedicht-Analyse
Das Gedicht 'Sonett CXLVIII' wird von William Shakespeare, einem englischen Dramatiker, Lyriker und Schauspieler, verfasst. Shakespeares Gesamtwerk umfasst 154 Sonette, zwei erzählende Gedichte, 38 Dramen und einige andere Poesien. Als Meisterwerk des elisabethanischen Zeitalters wurde das Gedicht etwa zwischen 1590 und 1610 verfasst.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht romantisch und melancholisch und behandelt das Thema Liebe aus der Perspektive eines innerlich zerrissenen Menschen.
Inhaltlich handelt das Gedicht von der Liebe, die das lyrische Ich blind macht und sein Urteilsvermögen vernebelt. Das lyrische Ich gibt zu bedenken, dass obwohl andere Menschen seine geliebte Person vielleicht anders sehen oder sogar kritisieren, er sie durch die Augen der Liebe als schön ansieht. Es zeigt die Ambivalenz zwischen dem objektiven und subjektiven Blick und das Urteilsvermögen, das durch starke Emotionen beeinflusst wird.
In Bezug auf die Form, ist das Gedicht als ein typisches Sonett strukturiert, mit 14 Versen, die nach einem festgelegten Reimschema angeordnet sind. Jede Zeile hat zehn Silben, und das Gedicht ist in drei Quatrains und einem abschließenden Couplet aufgeteilt.
In Bezug auf die Sprache nutzt das Gedicht bildliche Ausdrücke, um das Gefühl der Verblendung durch die Liebe zu beschreiben. Begriffe wie „Auge der Liebe“, „Tränen“ und „klarer Blick“ tragen zu einem Gefühl der Blindheit und Verwirrung bei, das die emotionale Unsicherheit des lyrischen Ichs hervorhebt. Ironischerweise spielt das Gedicht mit der Vorstellung, dass die Liebe die Sicht klarer und doch verschwommener macht.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Shakespeares Sonett CXLVIII ein tief emotionales und komplexes Gedicht ist, das die Kraft der Liebe und ihre Fähigkeit, die Wahrnehmung der Realität zu verzerren, beleuchtet. Es lädt zur Reflektion ein und zeigt, dass Liebe – obwohl sie blind macht – auch eine einzigartige und unersetzbare Perspektive auf die Welt bietet.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sonett CXLVIII.“ des Autors William Shakespeare. Shakespeare wurde im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1580 bis 1616 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 120 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters William Shakespeare sind „Sonett CIV.“, „Sonett CIX.“ und „Sonett CL.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett CXLVIII.“ weitere 160 Gedichte vor.
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