Sonett CXLIV. von William Shakespeare

Zwei Wesen sind’s, voll Trost und Zweifels Bann,
Die, Geistern gleich, mich führen durch die Welt,
Der beßre Engel ist ein schöner Mann,
Der bösre Geist ein Weib, von Farb’ entstellt,
Das Sündenweib, um mich zur Höll’ zu raffen,
Lockt meinen bessern Geist von meiner Seite,
Den Heil’gen möcht’ zum Teufel um es schaffen,
Daß schnödem Stolz der Reine fall’ als Beute.
Ob sich mein Engel schon als Feind gestaltet,
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Vermuthen kann ich’s wohl, nicht offenbaren;
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Nun Freunde sie, und gegen mich erkaltet,
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Glaub’ meinen Engel ich zur Höll’ gefahren.
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Nicht weiß ich’s, drum will leben ich im Zweifel,
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Bis daß mein guter Engel weicht dem Teufel.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett CXLIV.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
111
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sonett CXLIV“ wurde von William Shakespeare verfasst, einem der bekanntesten Dichter und Dramatiker der englischen Literatur. Shakespeare lebte von etwa 1564 bis 1616, wodurch sich das Gedicht zeitlich in die Epoche der Renaissance bzw. des Elisabethanischen Zeitalters einordnen lässt.

Der erste Eindruck des Gedichts ist von einer inneren Zerrissenheit und einem Konflikt gekennzeichnet. Dies spiegelt sich in den beiden „Wesen“ oder „Geistern“ wider, die dem lyrischen Ich begegnen und es führen, und die unterschiedlicher nicht sein könnten: Der „bessere Engel“, dargestellt als schöner Mann, und der „bösere Geist“, ein hässliches Weib, das als Sündenweib bezeichnet wird.

Das lyrische Ich scheint zwischen diesen beiden Wesen hin- und hergerissen zu sein. Es gibt zu, dass das „Sündenweib“ ihn in Versuchung führt und seinen „besseren Geist“ von seiner Seite lockt. Es hegt den Verdacht, dass sein „besserer Engel“ sich möglicherweise als Feind offenbart hat und gegen ihn „erkaltet“ ist, was ihn stark belastet und in einen Zwiespalt stürzt.

Das Gedicht zeichnet sich durch seine streng formale Struktur aus, die durch gereimte Verse und metrische Regelmäßigkeit gekennzeichnet ist. Damit folgt es den traditionellen Regeln eines Sonetts. Die Sprache Shakespeares ist hoch stilisiert und symbolisch. Das lyrische Ich drückt seine Gedanken und Gefühle in starken Bildern aus, die die Dualität der Engel und Teufel, Himmel und Hölle, Gutes und Böses widerspiegeln.

Zusammenfassend ist „Sonett CXLIV“ ein Beispiel für Shakespeares Fähigkeit, tiefe emotionale Konflikte und innere Kämpfe in kraftvoller, bildhafter Sprache auszudrücken. Es zeigt die Zerrissenheit des Protagonisten zwischen seinen besseren und schlechteren Trieben und bringt seine Angst und seinen Zweifel angesichts dieser inneren Konflikte zum Ausdruck. Sein Schicksal bleibt im Unklaren, dargestellt durch den Ausdruck des Zweifels am Ende des Gedichts.

Weitere Informationen

William Shakespeare ist der Autor des Gedichtes „Sonett CXLIV.“. 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1580 bis 1616 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zugeordnet werden. Der Schriftsteller Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 111 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Die Gedichte „Sonett CIII.“, „Sonett CIV.“ und „Sonett CIX.“ sind weitere Werke des Autors William Shakespeare. Zum Autor des Gedichtes „Sonett CXLIV.“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 160 Gedichte vor.

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