Sonett CXLI. von William Shakespeare

Nicht meine Augen sind von Lieb’ entflammt,
Da tausend Mängel sie an dir erspäh’n;
Allein es liebt mein Herz, was sie verdammt,
Dem Blick zum Trotz muß Liebe es erfleh’n.
Mein Ohr kann deiner Stimme Laut nicht reizen,
Zu schnödem Tasten kein Gefühl sich rührt,
Geschmack nicht noch Geruch danach je geizen,
Daß Sinnenschmaus zu dir allein sie führt.
Doch weder Witz noch Sinne haben Kraft,
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Von deinem Dienst ein thöricht Herz zu halten,
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Das seinen Herrn zur nicht’gen Larv’ umschafft,
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Zum Sclaven deines stolzen Herzens Walten.
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Doch meine Pest hat Heil mir auch gewährt,
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Daß Büßen mich die Sünde hat gelehrt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sonett CXLI.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
105
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Das zur Analyse gewählte Sonett ist das 141. von William Shakespeare, einem der bedeutendsten Dichter der englischen Renaissance, die von Mitte des 15. bis Anfang des 17. Jahrhunderts andauerte. Shakespeare wurde um 1564 geboren und starb am 3. Mai 1616.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht wie eine Auseinandersetzung des lyrischen Ichs mit widersprüchlichen Gefühlen, v.a. im Kontext der Liebe. Das lyrische Ich beklagt sich über seine unerwiderte Liebe und kontrastiert seine psychologischen und physischen Reaktionen darauf.

In einfachen Worten ausgedrückt besagt das Gedicht, dass das lyrische Ich (vermutlich eine männliche Person) von einer Person besessen ist, obwohl er viele Fehler in dieser Person sieht (Verse 1 und 2). Seine Sinne (Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken, Riechen) ziehen ihn nicht zu dieser Person hin, doch sein Herz bleibt ihr dennoch hörig (Verse 3-8). Trotz des Bewusstseins seiner Narretei, ist das Herz nicht dazu imstande, sich von dieser Person loszusagen (Verse 9-12). Der letzte Abschnitt verdeutlicht dann eine Art sarkastische Versöhnung, in dem das lyrische Ich feststellt, dass zumindest seine Leiden ihm eine Lehre waren und er daran gewachsen ist (Verse 13 und 14).

Die Form des Sonetts folgt der klassischen Struktur: Es besteht aus 14 Versen, aufgeteilt in zwei Quartette und zwei Terzette. Sprachlich verwendet Shakespeare einfache, aber dennoch ausdrucksstarke Bilder und Metaphern, etwa wenn das Herz zur „nicht’gen Larv’“ umgestaltet wird, um die Gefangenschaft durch die Liebe zu verdeutlichen. Die Ironie in der Schlussfolgerung – dass das Leiden unter der unerwiderten Liebe eine Art Reinigung und Läuterung bewirkt hat – ist ein bezeichnendes rhetorisches Mittel Shakespeares, das in vielen seiner Werke zu finden ist.

Zusammenfassend zeigt das 141. Sonett Shakespeares die menschliche Tendenz auf, sich trotz besseren Wissens und rationeller Einsichtigkeit in dysfunktionale Beziehungen verstricken zu lassen. Dennoch wird dies im Kontext eines persönlichen Lernprozesses dargestellt, womit eine gewisse Resilienz des lyrischen Ichs deutlich wird.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Sonett CXLI.“ ist William Shakespeare. Geboren wurde Shakespeare im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon. Im Zeitraum zwischen 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zugeordnet werden. Der Schriftsteller Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 105 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors William Shakespeare sind „Sonett CIII.“, „Sonett CIV.“ und „Sonett CIX.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett CXLI.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.

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