Sonett CXIV. von William Shakespeare

Ob es mein Sinn ist, der, mit dir gekrönt,
Den gift’gen Herrschertrank schlürft – Schmeichelei?
Ob mich mein Auge wirklich nicht gehöhnt,
Dem Zauberkunst dein Lieben brachte bei,
Umformend, was Natur hat mißgestaltet,
Zu Cherubim, die deinem Wesen gleich,
Vollendetes aus Schlimmem sich entfaltet,
Wie es gelangt in seines Strahls Bereich?
Das Erst’ ist’s, ach! des Blickes Schmeichelbild,
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Das fürstlich sich mein Hochmuth aufgetischt,
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Mein Auge weiß, wie dieser wird gestillt,
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Drum hat’s den Kelch nach seinem Gaum gemischt.
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Wenn er vergiftet, leichter ist die Sünd’,
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Daß ihn mein Auge liebt und erst beginnt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Sonett CXIV.“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
nach 1580
Epoche
Humanismus, Renaissance & Reformation

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist William Shakespeare, einem aus England stammenden Dramatiker und Lyriker, der in der späten Renaissance, von circa 1564 bis 1616, lebte.

Bereits auf den ersten Blick wird dem Betrachter auffallen, dass dieses Gedicht in der Form eines Sonetts verfasst wurde. Es handelt sich um ein lyrisches Gedicht, in dem das lyrische Ich seine Gedanken und Gefühle reflektiert und erörtert.

Der Inhalt des Gedichts lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Das lyrische Ich hinterfragt seinen eigenen Sinn und seine Wahrnehmung. Es fragt sich, ob es voreingenommen ist und durch eine „Schmeichelei“ verführt wird – dabei könnte es sich um eine illusorische, idealisierte Vorstellung oder Wahrnehmung einer geliebten Person handeln. Das lyrische Ich reflektiert darüber, ob sein Auge durch „Zauberkunst“ dazu gebracht wurde, die Liebste in einem besseren Licht zu sehen, als sie wirklich ist, und aus ihren Fehlern Vollkommenheit zu gestalten. Es schlussfolgert dann, dass dies tatsächlich der Fall sei und dass sein „Hochmut“ ihm dieses schmeichelnde Bild der Geliebten serviert hat.

Die Form des Sonetts ist charakteristisch für Shakespeares lyrische Dichtung: Es handelt sich um ein vierzehnzeiliges Gedicht, das in der Regel aus vier Strophen besteht - zwei Quartette und zwei Terzette -, wobei jede Zeile in einem festgelegten Metrum und Reimschema verfasst ist.

Die Sprache des Gedichts ist metaphorisch und bildhaft. Begriffe wie „giftiger Herrschertrank“, „Zauberkunst“ und „Cherubim“ verleihen dem Text eine mystische, fast magische Qualität, die den inneren Zustand des lyrischen Ichs und seine verzerrte Wahrnehmung der Realität widerspiegelt.

Shakespeares Gedicht ist ein tiefgründiges und komplexes Kunstwerk, das die Unterschiede zwischen Wahrnehmung und Realität, zwischen Idealisierung und Wahrheit aufgreift und damit die menschliche Natur und das Wesen der Liebe hinterfragt. Es weckt beim Leser tiefgehende Gedanken und Gefühle und lädt zur Reflexion über die eigene Wahrnehmung und das Verständnis von Liebe ein.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Sonett CXIV.“ ist William Shakespeare. Der Autor William Shakespeare wurde 1564 in Stratford-upon-Avon geboren. Zwischen den Jahren 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 96 Worte. Der Dichter William Shakespeare ist auch der Autor für Gedichte wie „Sonett CIV.“, „Sonett CIX.“ und „Sonett CL.“. Zum Autor des Gedichtes „Sonett CXIV.“ haben wir auf abi-pur.de weitere 160 Gedichte veröffentlicht.

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