Auf den Kornschnitt von Catharina Regina von Greiffenberg

SChneidet / schneidet ab mit Freuden / was der milde Himmel gibt /
die verguldte Lebens-Kron / fechsnet ietzund in die Scheuren:
GOtt wird sie / wie auf dem Feld / segnen auch in euren Mäuren.
Dem Allwesenden / durch diese / auch zu uns zukommen liebt.
Die vermenschet’ Allheit nachmals / in dem Brod / in uns sich schiebt /
bey dem GOttes-Wunder-Tisch / durch ihr starkes Lieb-anfeuren.
Dieses GOtt- nit Engel-Brod / laß die Sünde nicht versäuren!
Ewig es begabt und labet / alles anders bald verstübt.
Zwar es ist hoch dankens wehrt / auch das Leiblich Segen-geben.
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Doch ach! was die Seel’ ergetzet / äusserst zu erwünschen ist.
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Schatten / Pfeil / und Flügel-Art ist / mit seinem Gut / diß Leben.
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Gib mir / was du wilt / von diesem: nur das / was du selber bist /
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Seeligkeit und Ewigs Gut / bitt ich / mir nit zuversagen.
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Wer nur nach dem Höchsten zielt / wird das kleine schon erjagen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Auf den Kornschnitt“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
138
Entstehungsjahr
1662
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von Catharina Regina von Greiffenberg verfasst, einer deutschen Lyrikerin des Barocks, die von 1633 bis 1694 lebte. Das Gedicht „Auf den Kornschnitt“ ist daher dem Barock zuzuordnen, einer Epoche, die von etwa 1575-1770 andauerte.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht sehr fromm und dem Göttlichen gewidmet ist. Das lyrische Ich bringt seine tiefe Religiosität und Dankbarkeit gegenüber Gott zum Ausdruck, und ein bedeutender Teil des Inhalts scheint sich auf das Thema Ernte und die Gaben Gottes zu beziehen.

Das Gedicht beschreibt den Akt des Schneidens des Korns als Akt der Freude und als Gaben Gottes. Das lyrische Ich sieht das Brot, das aus dem Getreide gemacht wird, als eine Form Gottes und drückt seine Bewunderung und Dankbarkeit dafür aus. Im weiteren Verlauf wird die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und der weltlichen Güter betont. Die Seele und ihre Sehnsucht nach Gott und ewigem Gut werden als äußerstes Verlangen dargestellt. Es wird außerdem um Größe und Güte gebeten, mit der Begründung, wer nach dem Höchsten strebt, kann auch das Kleine erreichen.

Formal handelt es sich um einen Vierzeiler mit sieben Silben im Vers, was im Barock, einer Epoche der strengen formellen Regeln, typisch war. Die Sprache des Gedichts ist stark von religiöser Terminologie geprägt, die möglicherweise für den zeitgenössischen Leser schwer zugänglich ist, aber zur damaligen Zeit der religiösen Dichtung des Barocks entspricht. Ein markantes Sprachmerkmal ist der Gebrauch von Archaismen, ein typisches Merkmal des Barocks.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Gedicht ein tiefgreifendes religiöses Bekenntnis und ein Lobgesang auf die Gaben Gottes ist, die sowohl im materiellen als auch im geistigen Sinne verstanden werden können. Es zeigt die typischen Merkmale der barocken Dichtung, auch in Bezug auf Form und Sprache.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Auf den Kornschnitt“ der Autorin Catharina Regina von Greiffenberg. Geboren wurde Greiffenberg im Jahr 1633 . Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1662 zurück. Der Erscheinungsort ist Nürnberg. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin vorgenommen werden. Greiffenberg ist eine typische Vertreterin der genannten Epoche.

Der die Jahre 1600 bis 1720 umfassende Zeitraum gilt als Epoche der Barockliteratur, die sich in Deutschland während und nach dem Dreißigjährigen Krieg entfaltete. Der Dreißigjährige Krieg begann 1618 und endete im Jahr 1648. Als Epochenbezeichnung wird das aus dem Portugiesischen stammende Wort „Barock“ erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts genutzt. Die Zeit des Barocks wurde durch den Dreißigjährigen Krieg geprägt – Hunger, Seuchen, Vergewaltigung und Tod sorgten für großes Leid bei der Bevölkerung in Europa. So schrumpfte die Bevölkerung in Deutschland von etwa 28 Millionen im Jahr 1615 auf 11 Millionen Menschen am Ende des Krieges im Jahr 1648. Die Literatur im Barock ist geprägt von der Antithetik. Das heißt, die Menschen der damaligen Zeit nahmen ihre Welt als gegensätzlich und widersprüchlich war. Das Leben der einfachen Bevölkerung war von Armut, Krieg und Krankheit geprägt. Bei den Adeligen herrschten dennoch Verschwendung und Luxus. In der Lyrik des Barocks trat das Deutsche an die Stelle des Lateinischen, welches die Sprache der bedeutendsten deutschen Lyriker im 16. Jahrhundert gewesen war. Gleichwohl war weiterhin die Elite Träger der Literatur. Herausragende Vertreter des Barocks waren unter vielen anderen: Martin Opitz, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Christian Weise, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen und Andreas Gryphius.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 138 Worte. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Catharina Regina von Greiffenberg sind „Auf den Geistlichen-Wortes-Donner: im grösten Donnerwetter / im Garten“, „GOtt-lobende Frülings-Lust“ und „Herzliche Lobens-Begierde“. Zur Autorin des Gedichtes „Auf den Kornschnitt“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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