Sonett CX. von William Shakespeare
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Ach, wahr ist’s! unstät schweift’ ich her und hin |
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Und zeigte narrenscheckig mich dem Blick, |
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Bot Theures feil, befleckt’ den eignen Sinn, |
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Rief alte Schmach mit neuem Trieb zurück. |
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Wohl habe fremd und scheel ich angeseh’n |
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Das Wahre; doch ich schwör’s beim Himmel droben, |
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Daß dieser Fall verjüngt mich ließ ersteh’n, |
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Der Frevel ließ mich deine Treu’ erproben. – |
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Vorbei ist dies, mir nicht, was endlos währt; |
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Nicht fürder das Gelüsten mich befällt, |
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Daß neue Prob’ den alten Freund entehrt, |
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Den Liebesgott, der mich gefesselt hält. |
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Hochtheuer bist du mir, nächst Himmelslust, |
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Wenn ich ein Willkomm’ find’ an deiner Brust. |
Details zum Gedicht „Sonett CX.“
William Shakespeare
1
14
103
nach 1580
Humanismus, Renaissance & Reformation
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht ist das Sonett CX von William Shakespeare, einem der bekanntesten englischen Dramatiker und Dichter des 16. und 17. Jahrhunderts.
Auf den ersten Blick handelt das Sonett von inneren Kämpfen, Reue und Liebe. Diese Bandbreite an Emotionen ist typisch für Shakespeares Dichtkunst.
Das lyrische Ich in Shakespeares Sonett gesteht ein unstetes, rastloses Leben voller Fehler ein (Vers 1-4). Es spricht von seinen Dummheiten und Verfehlungen, vergleicht sich selbst mit einem Narren und gibt zu, wertvolle Dinge leichtfertig aufs Spiel gesetzt zu haben.
In der nächsten Strophe (Vers 5-8) reflektiert das lyrische Ich seine früheren Fehltritte und gibt zu, dass es die Wahrheit oft ignoriert oder feindselig betrachtet hat. Trotz dieser Fehler und Verfehlungen besteht jedoch auch Hoffnung, denn das lyrische Ich glaubt, dass es durch diese Fehltritte gelernt hat und nun treuer und weiser ist.
In der Volta (Vers 9-12), in der eine Wendung oder ein Kontrast zum vorherigen Teil des Gedichts auftritt, distanziert sich das lyrische Ich von seinem früheren Verhalten und verspricht, nicht mehr nach Veränderung zu suchen, sondern die Freundschaft und Liebe zu schätzen, die es bereits hat.
Das Sonett endet mit einer Liebeserklärung (Vers 13-14), in der das lyrische Ich ausdrückt, wie sehr es den Adressaten des Gedichts schätzt. Es scheint, als wäre dies eine Botschaft von tiefer Liebe und Reue.
Formal besteht Shakespeares Sonett aus 14 Versen, die in Englisch gewöhnlich in einem iambischen Pentameter geschrieben sind. Die Sprache ist altmodisches Deutsch und spiegelt die Dichtung des 16. und 17. Jahrhunderts wider. Das Reimschema des Gedichts ist abab cdcd efef gg, typisch für das englische, Shakespearesche Sonett.
Insgesamt drückt Shakespeares Sonett CX die innere Reue des lyrischen Ichs über sein unstetes Verhalten aus und betont gleichzeitig die Läuterung und Liebe, die durch diese Erfahrungen gewonnen wurden. Dabei nutzt er eine erhöhte, aber klare Sprache und formale Muster, die typisch für das Sonett und die Zeitperiode sind.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Sonett CX.“ ist William Shakespeare. Geboren wurde Shakespeare im Jahr 1564 in Stratford-upon-Avon. In der Zeit von 1580 bis 1616 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zuordnen. Der Schriftsteller Shakespeare ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 103 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Weitere Werke des Dichters William Shakespeare sind „Sonett CL.“, „Sonett CLI.“ und „Sonett CLII.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett CX.“ weitere 160 Gedichte vor.
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