Sonett CVIII. von William Shakespeare
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Was kann mein Hirn für Zeichen noch erfinden, |
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Die nicht mein treues Herz dir schon beschrieb? |
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Was gäb’s zu sprechen neu, was zu verkünden, |
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Das meiner Lieb’ und deinem Lob verblieb? – |
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Nichts, süßer Knabe! Wie ein fromm Gebet |
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Muß täglich ich dieselben Worte brauchen; |
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Nichts Altes ist, da unser Bund besteht, |
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So jung als meiner Liebe erstes Hauchen. |
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So duldet ew’ge Lieb’ in frischer Hülle |
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Nicht Alters Raub und nicht die Schmach der Zeit, |
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Nicht Runzeln prägt ihr auf des Schicksals Wille, |
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Das Alter ist als Sclav’ ihr nur geweiht: |
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Es findet erster Liebe Keim entfaltet, |
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Wo nach Gestalt und Zeit sie scheint erkaltet. |
Details zum Gedicht „Sonett CVIII.“
William Shakespeare
1
14
106
nach 1580
Humanismus, Renaissance & Reformation
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht ist das 108. Sonett des britischen Dichters William Shakespeare und gehört zur sogenannten faire youth-Sequenz seiner Sonett-Sammlung, die er etwa zwischen 1593 und 1601 verfasste. In diesen Sonetten wendet sich das lyrische Ich an einen jungen Mann, den es liebt und verehrt.
Bereits beim ersten Lesen fällt die intensive, aber doch reflektierte Emotionalität des Gedichts auf. Das lyrische Ich befasst sich mit der Herausforderung, seine immerwährende Liebe zum angesprochenen Jüngling immer wieder neu zu formulieren und auszudrücken. Es stellt die Frage, welche neuen Ausdrucksweisen es finden kann, um die tiefe und unveränderte Liebe zu kommunizieren, die es für den Jungen empfindet.
Im Inhalt geht es um das beharrliche Bekenntnis des Sprechers zu seiner Liebe. Der Sprecher stellt fest, dass seine Liebe frisch und jung ist, so wie sie es war, als sie das erste Mal hervorgebracht wurde. Die ewige Liebe, so suggeriert das Gedicht, verändert sich nicht mit der Zeit und altert nicht, sondern bleibt beständig und rein.
Formal ist das Gedicht als Sonett strukturiert, eine sehr traditionelle Gedichtform, die aus 14 Versen besteht – eine Strophe mit 8 Versen (Oktave) gefolgt von einer Strophe mit 6 Versen (Sestett). Shakespeare benutzt diese klassische Form für seine eigenen Zwecke und experimentiert mit ihr, was ein Zeichen für seine dichterische Meisterschaft ist.
Das Gedicht ist in einer hochgeschwungenen, theatralischen Sprache verfasst, die von emotionaler Direktheit gekennzeichnet ist. Es tauchen wiederkehrende Motive auf, wie die Zeichen des Alters (Runzeln, Alters Raub) und die Unveränderlichkeit der Liebe (ewige Liebe, Frische Hülle). Gleichzeitig wirkt die Sprache des Gedichts sehr persönlich und zugänglich, was eine engere Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und dem Leser aufbauen kann.
Insgesamt zeigt das Sonett Shakespeares Meisterschaft in der Erstellung von anspruchsvollen, emotionalen und zugleich reflexiven Gedichten. Es bietet einen tiefgehenden Einblick in die Liebe des lyrischen Ichs, die trotz der Herausforderungen der Zeit unverändert bleibt.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Sonett CVIII.“ ist William Shakespeare. Im Jahr 1564 wurde Shakespeare in Stratford-upon-Avon geboren. Im Zeitraum zwischen 1580 und 1616 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Humanismus, Renaissance & Reformation zu. Bei Shakespeare handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 106 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters William Shakespeare sind „Der Phönix und die Turteltaube“, „Einer Liebenden Klage“ und „Sonett C.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sonett CVIII.“ weitere 160 Gedichte vor.
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