Wikinger von Klabund

Wir sind von einem fernen Nord geschwommen
Wie wilde Schwäne, südige Welt zu sehn,
Und sind zu Menschen gekommen,
An deren Schritten keine Flügel wehn.
 
Ihre Füße sind plump, ihre Haare sind schwarz,
Ihre Weiber sind dick wie Walrosse.
Wir schenken sie unserm Trosse.
Wir sind Bäume. Aus unsern blonden Bärten tropft Harz.
 
Wir schlingen die Möwe roh in unsern Rachen.
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Unsere Drachen-
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Schiffe
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Und wir
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Haben scharfen Zahn.
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Wir hacken ihn ohne List und Kniffe
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In feindlich Mensch und Tier.
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Und in unsrer Gattin Galan.
 
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Aber wenn wir an dem neuen Strande zechen
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Und den Fraun im Spaß die Schenkel brechen –
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Algenmoosumkränzt,
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Sklaven sind die Gassen, wir sind Lorde:
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Rauschts in unsern Augen blaue Fjorde,
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Die das Nordlicht rosa überglänzt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Wikinger“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
121
Entstehungsjahr
1913
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von dem deutschen Schriftsteller Alfred Henschke, bekannt unter seinem Pseudonym Klabund, und wurde zwar im 20. Jahrhundert verfasst, nimmt aber auf eine viel frühere Zeit, das Wikingerzeitalter (etwa 800 bis 1050 n.Chr.) Bezug.

Auf den ersten Blick erweckt das Gedicht den Eindruck einer wilden und ungezähmten Wirklichkeit, geprägt von roher Kraft und tapferer Entschlossenheit. Das lyrische Ich stellt sich und seine Gefährten als kühne, unbeugsame Wikinger dar, die sich vom fernen Norden aus aufgemacht haben, um die südlichen Welten zu erkunden und zu erobern.

Die erste Strophe beschreibt die Ankunft der Wikinger. Sie schwimmen „von einem fernen Nord“ heran, werden aber nicht von Menschen, sondern von Wesen empfangen, „An deren Schritten keine Flügel wehn.“ Dies deutet auf eine Enttäuschung über die Begegnung mit diesen fremden Leuten hin. In der zweiten Strophe werden diese Leute weiter charakterisiert – sie sind plump, schwarzhaarig und ihre Frauen sind dick. Dies ist ein Kontrast zu den Wikingers, die sich selbst als kräftige, blonde Bäume beschreiben.

Die dritte Strophe erzählt von der rauen, wilden Lebensweise der Wikinger. Sie verschlingen rohe Möwen, haben scharfe Zähne und hacken Feinde ohne List und Kniffe. Hier wird die brutale Seite dieser mutigen Seeleute betont. In der vierten Strophe fährt das lyrische Ich fort, das rauschhafte Leben der Wikinger an fremden Ufern zu beschreiben, das durch Trinkgelage, körperliche Kraftakte, Freiheitsgefühl und den Blick in die Weite der blau überglänzten Fjorde geprägt ist.

Was die Form angeht, besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils unterschiedlicher Versanzahl und keinem Erkennbarem Reimschema, was auf freie Verse hindeutet, während die Sprache bildreich und metaphorisch ist. Hierdurch wird eine lebendige, dynamische Atmosphäre geschaffen, in der die raue Schönheit, Energie und Wildheit der Wikinger zum Ausdruck kommt. Klabunds Wortwahl verbindet dabei kraftvolle und zugleich poetische Bilder.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Wikinger“ von Klabund eine vielschichtige Darstellung der Wikingerkultur ist, die in ihrer kraftvollen und ungezähmten Natur sowohl Schönheit als auch Brutalität verkörpert.

Weitere Informationen

Klabund ist der Autor des Gedichtes „Wikinger“. Geboren wurde Klabund im Jahr 1890 in Crossen an der Oder. Im Jahr 1913 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 121 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Klabund ist auch der Autor für Gedichte wie „Berliner Ballade“, „Berliner Mittelstandsbegräbnis“ und „Berliner in Italien“. Zum Autor des Gedichtes „Wikinger“ haben wir auf abi-pur.de weitere 139 Gedichte veröffentlicht.

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