Wie’s kommen kann von Heinrich Kämpchen

Im Reich des Zaren brütet
Es dumpf und unheilschwer,
Vor unsern Blicken schreitet
Die Nemesis einher. –
 
Und wenn es jetzt verworren
Und unklar noch sich ballt,
Schon reckt sich aus dem Nebel
Die dräuende Gestalt. –
 
Wer weiß, ob nicht die Duma,
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Als russischer Konvent,
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Dereinst den Wirrsalknoten
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Mit scharfem Hiebe trennt. –
 
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Ob sie nicht, die geschaffen
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Zum bloßen Mummenschanz,
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Einst geigt den Volksverächtern
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Das Spiel zum letzten Tanz. –
 
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Und kommt es so, dann tragen
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Sie selber nur die Schuld –
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Zu Ende geht am Ende
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Auch russische Geduld. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Wie’s kommen kann“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
87
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wie's kommen kann“ wurde von Heinrich Kämpchen verfasst, der von 1847 bis 1912 lebte. Daher kann es zeitlich in das späte 19. bis frühe 20. Jahrhundert eingeordnet werden, eine Zeit, die von gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen geprägt war.

Auf den ersten Blick scheint das Gedicht düstere und unheilvolle Aussichten zu malen, es befasst sich mit politischen und gesellschaftlichen Zuständen im damaligen Russland, insbesondere dem Zarenreich.

Im Gesamten geht es im Gedicht um aufkommende Umstürze und Veränderungen in Russland. Kämpchen stellt die Situation als düster und bedrückend dar, in der das „Reich des Zaren brütet“. Hier könnte er die angespannte politische Lage in Bezug auf eine bevorstehende Revolution thematisieren. Die „Nemesis“ in dem Gedicht kann als symbolische Darstellung dieser drohenden Umwälzungen gesehen werden, die sich zwangsläufig rächen wird. Dementsprechend dramatisch gestaltet sich auch die zweite Strophe: Es ist von Unklarheit und dem „Dräuen“ einer Gestalt aus dem Nebel die Rede, was die Unsicherheit und Sorge über die zukünftigen Ereignisse ausdrückt.

Die angesprochene „Duma“ bezieht sich auf das damalige russische Parlament, den „Konvent“, welcher möglicherweise den „Wirrsalknoten“, also das politische Chaos, lösen könnte. Die letzte Strophe zeigt, dass die Geduld der russischen Bevölkerung am Ende ist und diese Veränderungen fordert, wobei die Verantwortung hierfür auf die Verantwortlichen Projektziert wird, die dann „selber nur die Schuld“ tragen.

Das Gedicht besteht aus fünf gleich aufgebauten Vierzeilern mit Paarreim. Die Sprache ist dramatisierend und zeichnet ein düsteres, bedrohliches Bild der Situation. Dazu trägt vor allem die bildhafte, allegorische Sprache bei: So wird die politische Situation als „Reich des Zaren, das brütet“ bezeichnet und die drohende Rache durch die aufkommenden Veränderungen durch die „Nemesis“ personifiziert. Kämpchen nutzt diese stark bildlichen Ausdrücke, um die Gefühle von Unsicherheit und Unbehagen zu unterstreichen, die mit der damaligen Situation in Russland einhergingen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Wie’s kommen kann“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Kämpchen. Kämpchen wurde im Jahr 1847 in Altendorf an der Ruhr geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1909 entstanden. Erschienen ist der Text in Bochum. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 87 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Kämpchen sind „Am Weinfelder Maar“, „Am goldenen Sonntag“ und „An Annette von Droste-Hülshoff“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Wie’s kommen kann“ weitere 165 Gedichte vor.

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