Wiegenlied von Friederike Brun

Schlaf, Kindlein, schlafe sanft und süß
In diesem Maien-Paradies!
Sieh’ über dir der Wipfel Schnee,
Rund um dich her des Angers Klee!
Im Maien
Gedeihen
Die Kindelein weiß und roth.
 
O schlummre still im Mutterschooß!
Sey mild, wie Thau am Frühlingssproß;
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Horch’ über dir der Vöglein Schaar;
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Sieh’ neben dir das Bächlein klar.
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Im Maien
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Gedeihen
14 
Die Kindelein weiß und roth.
 
15 
Noch schläfst du, kleiner Schäcker, nicht?
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Dir schwirren Käfer ums Gesicht,
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Und in des Abends Purpurglanz
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Siehst du der Mücken Rundetanz.
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O Kindchen,
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Dein Mündchen
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Es lacht, wie’s Röselein roth.
 
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O schlaf’ an meinem Herzen ein,
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Dann werden Engel um dich seyn;
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Sie tragen dir in sanfter Ruh’,
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Wie Bienen, Himmelsträume zu.
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Die Schwingen
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Erklingen
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Und kühlen die Wängelein dir.
 
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Nun schlummerst du so sanft, so süß,
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Und um dich her ist Paradies;
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Ich trage leise dich hinein
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Ins still beschirmte Kämmerlein.
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Im Maien
34 
Gedeihen
35 
Die Kindelein weiß und roth.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Wiegenlied“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
35
Anzahl Wörter
152
Entstehungsjahr
1795
Epoche
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht, das interpretiert werden soll, stammt von der Autorin Friederike Brun, die in der Zeit von 1765 bis 1835 lebte. Ihre Schreibzeit fällt somit in den Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert und zählt zur Epoche der Romantik.

Schon beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen Eindruck von Frieden, Ruhe und Geborgenheit. Es handelt sich um ein Wiegenlied und wird in liebevoller Art an ein Kind gerichtet.

Der Inhalt des Gedichts ist leicht zu verstehen: Das lyrische Ich – vermutlich die Mutter – singt ihrem Kind ein Wiegenlied, um es zum Schlafen zu bringen. Sie erweckt ein idyllisches Bild von der Natur und der Umgebung, in der das Kind ruhen soll. In den Versen 1 bis 4 wird ein sorgloses Bild einer ruhigen Maienlandschaft geschildert. Vers 7 und 14 wiederholen das anmutige Bild der „Kindelein weiß und roth“. In der dritten und vierten Strophe gibt es liebevolle und schützende Versprechen: Die Engel werden das schlafende Kind bewachen und seine Träume sanft wie Bienen herbeitragen. In der letzten Strophe wird der Schlaf des Kindes als Paradies dargestellt.

Die Atmosphäre im Gedicht ist sehr behütet und liebevoll gestaltet. Die harmonischen Bilder, die das lyrische Ich malt, dienen dazu, das Kind zu beruhigen und in den Schlaf zu wiegen. Diese Atmosphäre spiegelt auch die Wünsche und Hoffnungen wider, die das lyrische Ich für das Kind hat.

Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen, die jeweils aus sieben Versen bestehen. Die Sprache ist liebevoll und weich und der Reim ist meistens ein Kreuzreim, bei dem sich der erste und dritte sowie der zweite und vierte Vers reimt. Die Worte „Im Maien / Gedeihen / Die Kindelein weiß und roth“ bilden das Reimschema in den Strophen 1,2 und 5 und haben einen starken einlullenden und rhythmischen Effekt, was zur Funktion eines Wiegenliedes passt.

Insgesamt ist das Gedicht ein liebevolles Wiegenlied und ein Zeugnis der starken mütterlichen Affekte. Es ist charakteristisch für die poetische Empfindsamkeit der Romantik.

Weitere Informationen

Friederike Brun ist die Autorin des Gedichtes „Wiegenlied“. Brun wurde im Jahr 1765 in Gräfentonna geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1795 zurück. Erscheinungsort des Textes ist Zürich. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zur Epoche Klassik zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 152 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 35 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke der Dichterin Friederike Brun sind „Bey Henriettens Grabe“, „Bey Münters Grabe“ und „Chamounix beym Sonnenaufgange“. Zur Autorin des Gedichtes „Wiegenlied“ haben wir auf abi-pur.de weitere 58 Gedichte veröffentlicht.

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