Wie macht’ ich mich von DEINEM Zauber los von Christian Morgenstern

Wie macht’ ich mich von DEINEM Zauber los
und tauchte wieder nieder in die Tiefe
und stiege wieder in des Dunkels Schoß,
wenn nicht auch dort DEIN selbes Wesen riefe,
an dessen Geisterlicht ich hier mein Sein,
als wie der Schmetterling am Licht, erlabe,
doch ohne daß mir die vollkommne Gabe
zum Untergang wird und zur Todespein.
 
Wie könnte ich von solcher Stätte scheiden,
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wo jeder letzte Glückestraum erfüllt,
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verharrte nicht ein ungeheures Leiden,
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sogar von diesem Himmel nur – verhüllt.
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Und da mir dessen Stachel ist geblieben,
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wie könnt’ ich nun, als brennend von DIR gehn,
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um DICH in jener Welt noch mehr zu lieben,
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in der sie DICH, als Sonne, noch nicht sehn.
 
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Von Liebe so von DIR hinabgezwungen
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vom Himmel auf die Erde, weiß ich doch:
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nur immer wieder von DIR selbst durchdrungen,
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ertrag’ ich freudig solcher Sendung Joch.
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DU mußtest DICH als Quell mir offenbaren.
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der unaufhörlich mir Erneuung bringt.
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Nun kann ich auch gleich DIR zur Hölle fahren,
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da mich DEIN Himmel ewiglich verjüngt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.1 KB)

Details zum Gedicht „Wie macht’ ich mich von DEINEM Zauber los“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
168
Entstehungsjahr
1914
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht stammt von dem deutschen Dichter Christian Morgenstern, der zwischen 1871 und 1914 lebte. Man kann das Gedicht demnach in die Epoche des Symbolismus einordnen, in welcher Morgenstern seine Schaffensperiode hatte.

Bei dem ersten Eindruck fallen besonders die majestätischen und melancholischen Aspekte des Gedichts auf. Die emotionale Tiefe und das romantische Pathos stimulieren den Leser auf verschiedenen emotionalen Ebenen.

Im Wesentlichen handelt das Gedicht von der tiefen, nahezu göttlichen Verehrung, die das lyrische Ich für das angesprochene „DU“ empfindet. Es thematisiert die Unmöglichkeit, sich von diesem Zauber zu befreien und thematisiert dabei Sehnsucht, Leid, Schmerz und eine erhabene Liebe. Es wird eine dramatische Spannung zwischen Himmel (als Metapher für ein erhabenes, göttliches Ideal) und Hölle (als Metapher für die dunkle, anstrengende Wirklichkeit) aufgebaut.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils acht Versen. Das lyrische Ich spricht zu einem erhöhten „DU“, was sowohl eine persönliche Ansprache, als auch eine Erhebung des Angesprochenen andeutet. Der Gebrauch der Großschreibung für „DU“ und „DIR“ im gesamten Gedicht könnte auf eine Anspielung auf den göttlichen „Du“ hinweisen.

Die Sprache des Gedichts ist komplex und bildreich. Es ist gespickt mit Metaphern und Symbolen, die allesamt auf den epischen Kampf des lyrischen Ichs hinweisen, sich von der überwältigenden Kraft des „DU“ zu befreien. Die Wortwahl ist erhaben und deutet auf eine fast religiöse Verehrung des „DU“ hin.

Weitere Informationen

Christian Morgenstern ist der Autor des Gedichtes „Wie macht’ ich mich von DEINEM Zauber los“. 1871 wurde Morgenstern in München geboren. 1914 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Morgenstern ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 168 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Morgenstern sind „Da nimm. Das laß ich dir zurück, o Welt“, „Das Auge der Maus“ und „Das Böhmische Dorf“. Zum Autor des Gedichtes „Wie macht’ ich mich von DEINEM Zauber los“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.

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