Wie machen wir uns gegenseitig das Leben leichter? von Joachim Ringelnatz

Wir haben zu großen Respekt vor dem,
Was menschlich über uns himmelt.
Wir sind zu feig oder sind zu bequem,
Zu schauen, was unter uns wimmelt.
 
Wir trauen zu wenig dem Nebenuns.
Wir träumen zu wenig im Wachen.
Und könnten so leicht das Leben uns
Einander leichter machen.
 
Wir dürften viel egoistischer sein
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Aus tierisch frommem Gemüte. –
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In dem pompösesten Leichenstein
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Liegt soviel dauernde Güte.
 
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Ich habe nicht die geringste Lust,
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Dies Thema weiter zu breiten.
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Wir tragen alle in unsrer Brust
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Lösung und Schwierigkeiten.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.3 KB)

Details zum Gedicht „Wie machen wir uns gegenseitig das Leben leichter?“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
85
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts, Joachim Ringelnatz, lebte von 1883 bis 1934. Das Gedicht ist daher vermutlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden.

Auf den ersten Blick gibt der Dichter in diesem Gedicht eine kritische Betrachtung der menschlichen Natur und geläufigen Verhaltensweisen ab. Er beleuchtet, wie Menschen miteinander umgehen und wie sie sich oft selbst im Weg stehen.

Das Gedicht beginnt mit der Aussage, dass die Menschen zu viel Respekt vor dem haben, was über ihnen steht, und sich zu wenig um das kümmern, was unter ihnen ist. Ringelnatz prangert also die Scheu vor dem Unbekannten und die Ignoranz gegenüber dem Vertrauten an. In der zweiten Strophe betont er, wie wenig Vertrauen Menschen in das haben, was direkt neben ihnen ist und wie selten sie die Möglichkeit nutzen, im Alltag zu träumen und ihre Gedanken schweifen zu lassen. Die letzte Zeile der Strophe zeigt eine klare Botschaft des Gedichts: Menschen könnten sich das Leben so leicht gegenseitig erleichtern, wenn sie nur wollten.

In der dritten Strophe gibt Ringelnatz zu bedenken, dass Menschen ruhig etwas egoistischer sein dürften, wenn sie dabei aus einem „tierisch frommen Gemüte“ heraus handeln. Das könnte bedeuten, dass Menschen sich mehr auf ihre eigenen Bedürfnisse konzentrieren und dabei trotzdem auf eine ehrliche und ethisch korrekte Weise handeln sollten. In der letzten Strophe zeigt der Dichter seine Resignation gegenüber der Problematik und weist darauf hin, dass in jedem Menschen sowohl die Lösung als auch die Schwierigkeiten für seine Probleme liegen.

In Bezug auf die Form des Gedichts kann man feststellen, dass jede Strophe aus vier Versen besteht. Es gibt kein festes Reimschema, jedoch kommen gelegentliche Halbreime und Assonanzen vor. Die Sprache des Gedichts ist klar und einfach, was eine direkte Auseinandersetzung mit den Aussagen des Dichters ermöglicht. Insgesamt ist das Gedicht ein Plädoyer für mehr Authentizität, Respekt und Vertrauen im Umgang miteinander. Es ermutigt dazu, gut zu sich selbst und anderen zu sein und dadurch das Leben für alle ein Stück leichter zu machen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Wie machen wir uns gegenseitig das Leben leichter?“ ist Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Das Gedicht ist im Jahr 1929 entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 85 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Wie machen wir uns gegenseitig das Leben leichter?“ weitere 560 Gedichte vor.

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