Wie ich dichte von Heinrich Kämpchen

Indess’ mein Arm die Keilhau schwingt,
Sinnt Kopf und Herz auf schöne Lieder,
Und wie die Arbeit sich verringt,
So mehren sich der Verse Glieder.
 
Und wird zu lang der Reime Zahl,
Daß ich den Text nicht kann behalten,
So macht auch dies mir keine Qual,
Ich lasse dann den Bleistift walten.
 
Ein Stückchen hab’ ich stets bei mir,
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Dazu ein Stück der Butterdüte,
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So ist zur Hand auch das Papier
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Und meine Dichterei in Blüte.
 
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So hab’ ich manches Lied gemacht,
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Indess’ die Keilhau ich geschwungen,
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In Dunst und Qualm, im tiefen Schacht,
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Was ihr am Tage froh gesungen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Wie ich dichte“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
100
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wie ich dichte“ wurde von Heinrich Kämpchen verfasst, einem Schriftsteller und Poeten, der im 19. Jahrhundert in Deutschland lebte und arbeitete. Dies gibt uns einen zeitlichen Rahmen für die Interpretation des Gedichts.

Beim ersten Durchlesen sticht vor allem hervor, wie das lyrische Ich über seinen Dichtprozess im Kontext seiner körperlichen Arbeit spricht. Dies wirft das Bild eines Arbeiter-Dichters auf, der seine Inspiration aus seiner Alltagsarbeit zieht und Kunst und Handwerk, Geist und Körper verbindet.

Im Gedicht beschreibt das lyrische Ich, wie es während der körperlichen Arbeit an Gedichten arbeitet. Es benutzt die Worte der Poesie als eine Art Ventil, um mit der Härte der physischen Tätigkeit umzugehen. Die zunehmende Anzahl der Verse und des physischen Ertrags seiner Arbeit spiegeln sich gegenseitig wider und stehen im Einklang miteinander. Sollten die Verse zu zahlreich werden, nutzt es einen Stift, um seine Gedichte auf Papier festzuhalten, wobei Papierschmiererei als produktive kreative Aktivität dargestellt wird. Mit den „Butterdüten“ als der Notwendigkeit, etwas zu schreiben zu haben, wird auch die Spontaneität und Unberechenbarkeit des kreativen Prozesses betont.

Die Form des Gedichts ist recht konventionell, mit vier Strophen zu je vier Versen, was ein Gefühl von Ordnung und Rhythmus vermittelt, das der routinemäßigen Natur der Arbeit des lyrischen Ichs entspricht.

Es ist bemerkenswert, dass das lyrische Ich seine Körperlichkeit und Arbeit hervorhebt, was eine Norm in der Poesie des 19. Jahrhunderts bricht, in der Dichter oft als entrückte, geistesbetonte Figuren dargestellt werden. In Kämpchens Gedicht ist der körperliche und geistige Aspekt des lyrischen Ichs gleichwertig, sie beeinflussen sich gegenseitig und tragen zusammen zur Kreation der Poesie bei.

Die Sprache des Gedichts ist klar und einfach, ohne überflüssige Metaphern oder komplizierte Bilder. Dies unterstreicht die bodenständige Natur des lyrischen Ichs und seinen alltäglichen Arbeitszusammenhang. Es finden sich keine komplizierten Wörter oder Formulierungen, was das Gedicht zugänglich macht und den Eindruck verstärkt, dass das lyrische Ich ein „Arbeiterdichter“ ist, der seine Poesie aus seinem alltäglichen Erleben zieht. Hierdurch wird das Bild von der Dichtung als einer Kunstform, die nur einer begrenzten, gebildeten Elite vorbehalten ist, herausgefordert und demokratisiert. Der Dichtungsprozess wird aus seiner elitären Höhe in die Welt des Alltäglichen und Praktischen zurückgeholt und wird als ein Prozess dargestellt, der für jeden zugänglich ist, der bereit ist, in seinen Alltagserfahrungen Inspiration zu suchen und diese in Worte zu fassen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Wie ich dichte“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Kämpchen. 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1909 entstanden. Erschienen ist der Text in Bochum. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 100 Worte. Der Dichter Heinrich Kämpchen ist auch der Autor für Gedichte wie „Am Weinfelder Maar“, „Am goldenen Sonntag“ und „An Annette von Droste-Hülshoff“. Zum Autor des Gedichtes „Wie ich dichte“ haben wir auf abi-pur.de weitere 165 Gedichte veröffentlicht.

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