Wider die Reaktion von Rudolf Lavant
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Der Junker schmeichelt, lockt und lügt, |
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Und seiner Pfeife folgt der Bauer; |
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Man hat sich rechts und links gefügt – |
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Wir sind die letzte hohe Mauer. |
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So schafft, wenn ihr euch selber liebt, |
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Ein Sedan jedem Bauernfänger, |
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So sorgt, daß an dem Wall zerstiebt |
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Die Flut der Schinder und der Dränger! |
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Und was da zieht an ihrem Strang |
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Mit trügerischem Wortgeflunker, |
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Das teile auch den Untergang, |
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Das teile auch die Schmach der Junker. |
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Wenn das Gewitter flammt und loht, |
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So schont es Knechte nicht noch Herren – |
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Wir müssen durch den blut’gen Kot |
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Der Wahlstatt ihre Banner zerren! |
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Doch soll der schwüle Junitag |
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Was er verspricht auch ehrlich halten, |
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Soll er zu einem Donnerschlag |
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Für die Verschwörung sich gestalten, |
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Muß auch der letzte Mann heraus |
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Der großen unterdrückten Masse, |
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Und wer da lässig bleibt zu Haus, |
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Übt Hochverrat an seiner Klasse! |
Details zum Gedicht „Wider die Reaktion“
Rudolf Lavant
3
24
140
nach 1860
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Wider die Reaktion“ stammt von dem Dichter Rudolf Lavant, der im 19. Jahrhundert lebte und seine künstlerische Phase in die Epoche des Realismus fällt, in welcher die gesellschaftlichen Umwälzungen des Industrialisierungsprozesses und die darauf reagierenden sozialen Bewegungen stark thematisiert wurden.
Auf den ersten Eindruck macht das Gedicht einen kämpferischen Eindruck, es ruft zu Widerstand und Auflehnung auf, prangert Ungerechtigkeiten an und bezieht klar Position.
Der Inhalt lässt sich wie folgt zusammenfassen: Das lyrische Ich kritisiert die manipulativen Machenschaften der herrschenden Klasse, symbolisiert durch den Junker und die Bauern, die ihm folgen. Es sieht sich und Gleichgesinnte als letzte Verteidigungslinie gegen diese unrechtmäßige Übermacht (erste Strophe). In der zweiten Strophe fordert es Gleichberechtigung und Gleichbehandlung sowie die Ablehnung der bestehenden Herrschaftsstrukturen. Es macht klar, dass alle – ob Knechte oder Herren – von den gesellschaftlichen Umwälzungen betroffen sein werden, und ruft dazu auf, aktiv Widerstand zu leisten. Die dritte Strophe betont die Wichtigkeit der kollektiven Aktion und fordert jeden Einzelnen zur Teilnahme auf, indem es einen Mangel an Aktion als Verrat an der eigenen sozialen Klasse bezeichnet.
Eine Analyse der Form zeigt, dass das Gedicht in drei Strophen zu je acht Versen organisiert ist, wobei die Struktur stark auf den Inhalt abgestimmt ist. Die Sprache ist bildhaft und metaphorisch, dabei aber direkt und unverblümt, was die kämpferische Botschaft des Gedichts unterstützt. Ein Beispiel dafür ist die Metapher des „blut'gen Kots“ in Vers 15, der das Ausmaß der anstehenden Auseinandersetzung verdeutlicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Wider die Reaktion“ ein politisches Gedicht ist, das zur aktiven Teilnahme an der sozialen Veränderung aufruft und das Bewusstsein für Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft schärfen will. Es ist stark im Realismus verankert und reflektiert die sozialen Kämpfe dieser Epoche. Es ist ein Appell an die Solidarität und an das gemeinsame Handeln gegen die ungerechte Machtstrukturen.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Wider die Reaktion“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rudolf Lavant. Der Autor Rudolf Lavant wurde 1844 in Leipzig geboren. Zwischen den Jahren 1860 und 1915 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 140 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Der Dichter Rudolf Lavant ist auch der Autor für Gedichte wie „An unsere Feinde“, „An unsere Gegner“ und „An la belle France.“. Zum Autor des Gedichtes „Wider die Reaktion“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 96 Gedichte vor.
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Zum Autor Rudolf Lavant sind auf abi-pur.de 96 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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