Weiße Mäuse von Klabund
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Er kaufte auf dem Jahrmarkt sich zwei weiße Mäuse |
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Und tat sie in ein gläsernes Gehäuse. |
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Nun machen sie Männchen, lecken ihre Pfoten |
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Und sehen dich mit ihren roten |
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Äuglein ein wenig melancholisch an |
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Und springen plötzlich – und dann |
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Beginnt ein tolles Laufen: die eine rechts herum, die andre links. |
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Und ihre feinen Stimmen pfeifen spitz, und klingts |
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Als splittre sich vom Glase jeder Ton, |
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Als wolle es den beiden |
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Im nächsten Augenblicke schon |
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Gelingen, |
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Mit ihrem schrillen Singen |
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Die Glaswand zu durchschneiden. |
Details zum Gedicht „Weiße Mäuse“
Klabund
1
14
83
1913
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Weiße Mäuse“ stammt von dem deutschen Schriftsteller Klabund, Pseudonym für Alfred Henschke, der von 1890 bis 1928 lebte. Das Gedicht lässt sich somit in die literarische Epoche der Moderne einordnen, welche von ca. 1890 bis 1945 andauerte. Bei einer ersten Durchsicht erzeugt das Gedicht einen eher nachdenklichen Eindruck und scheint sich um Gefangenschaft und Freiheitsdrang von Kreaturen zu drehen.
Inhaltlich handelt das Gedicht von jemandem, der auf einem Jahrmarkt zwei weiße Mäuse kauft und diese in ein gläsernes Gehäuse setzt. Diese Mäuse verhalten sich typisch, putzen sich und schauen das lyrische Ich mit ihren roten Augen an. Doch dann beginnen sie plötzlich zu laufen und zu pfeifen, was dem lyrischen Ich den Eindruck vermittelt, dass sie versuchen, durch die gläserne Wand zu gelangen.
Interpretiert man die Aussage des lyrischen Ichs, so könnte es darauf hindeuten, dass das Ich die Mäuse (oder ihre Situation) als metaphorische Darstellung seiner eigenen Lebensumstände wahrnimmt. Die Mäuse erscheinen eingesperrt, gefangen in einem Kreislauf, ähnlich wie das lyrische Ich sich vielleicht in seiner eigenen Welt gefangen fühlt. Die Mäuse versuchen, aus dem Glas auszubrechen, was möglicherweise den Wunsch des lyrischen Ichs nach Veränderung oder Befreiung von eigenen Fesseln darstellt.
Das Gedicht ist in freien Versen verfasst, ohne festes Reimschema oder Metrum, was typisch für die Moderne ist und die Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit der Welt widerspiegeln kann. Die Sprache ist schlicht und unverblümt mit einer gewissen feinen Konnotation, wie die Verwendung des Wortes „Glaswand“ anstatt „Glas“ - dieses Detail verleiht den Mäusen eine zusätzliche Dynamik und Zielgerichtetheit in ihrem Ausbruchsversuch und unterstreicht das Thema der vermeintliche Gefangenschaft und Freiheitsdrang.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Weiße Mäuse“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Klabund. Im Jahr 1890 wurde Klabund in Crossen an der Oder geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1913. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das vorliegende Gedicht umfasst 83 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters Klabund sind „Akim Akimitsch“, „Altes Reiterlied“ und „Ausmarsch“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Weiße Mäuse“ weitere 139 Gedichte vor.
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