Weihnacht von Klabund

Ich bin der Tischler Josef,
Meine Frau, die heißet Marie.
Wir finden kein’ Arbeit und Herberg’
im kalten Winter allhie.
 
Habens der Herr Wirt vom goldnen Stern
nicht ein Unterkunft für mein Weib?
Einen halbeten Kreuzer zahlert ich gern,
zu betten den schwangren Leib. –
 
Ich hab kein Bett für Bettelleut;
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doch scherts euch nur in den Stall.
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Gevatter Ochs und Base Kuh
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werden empfangen euch wohl. –
 
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Wir danken dem Herrn Wirt für seine Gnad
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und für die warme Stub.
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Der Himmel lohns euch und unser Kind,
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seis Madel oder Bub.
 
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Marie, Marie, was schreist du so sehr? –
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Ach Josef, es sein die Wehn.
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Bald wirst du den elfenbeinernen Turm,
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das süßeste Wunder sehn. –
 
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Der Josef Hebamme und Bader war
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und hob den lieben Sohn
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aus seiner Mutter dunklem Reich
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auf seinen strohernen Thron.
 
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Da lag er im Stroh. Die Mutter so froh
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sagt Vater Unserm den Dank.
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Und Ochs und Esel und Pferd und Hund
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standen fromm dabei.
 
29 
Aber die Katze sprang auf die Streu
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und wärmte zur Nacht das Kind. –
31 
Davon die Katzen noch heutigen Tags
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Maria die liebsten Tiere sind.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Weihnacht“

Autor
Klabund
Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
182
Entstehungsjahr
1927
Epoche
Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit

Gedicht-Analyse

Der Dichter des Gedichts „Weihnacht“ ist Klabund, dessen Schaffen in die Zeit der Weimarer Republik fällt, genauer zwischen 1890 und 1928.

Auf den ersten Blick präsentiert das Gedicht eine eher einfache Geschichte, aber es erzählt auch eine Variante der bekannten Weihnachtsgeschichte. Der Dichter nimmt die Rolle des Tischlers Josef an, der mit seiner Frau Maria eine Unterkunft sucht. Sie finden schließlich einen Platz in einem Stall, wo Marie ihr Kind zur Welt bringt. Das Ehepaar und die Tiere im Stall äußern ihre Freude und ihren Dank für das neugeborene Kind. Es sind einfache, bodenständige Menschen, die trotz ihrer Armut Hoffnung und Freude empfinden.

Im Inhalt spiegelt das Gedicht die christliche Thematik des Weihnachtsfestes wider. Es verkörpert die Geburt Jesu Christi und nutzt die bekannten Figuren der Heiligen Familie - Josef, Maria und das Jesuskind - sowie den Stall und die Tiere. Es zeichnet sich auch durch seinen einfachen und herzlichen Ton aus.

Die Form des Gedichts besteht aus acht Strophen, jede mit vier Versen. Klabund verwendet eine einfache, direkte Sprache, um seine Geschichte zu erzählen. Die Verse sind gereimt, was die formelle Struktur des Gedichts unterstreicht und dazu beiträgt, die Botschaft in den Vordergrund zu rücken. Die Sprache des Gedichts ist einfach und volkstümlich, was das Thema und den Ton der Geschichte gut unterstützt.

In Bezug auf den Stil kann das Gedicht fast wie ein Lied oder eine Ballade gelesen werden, was wiederum die Tradition der Weihnachtslieder widerspiegelt. Die direkte Ansprache und die klare, unkomplizierte Sprache erlauben es dem Leser, sich leicht in die Geschichte hineinzufühlen und an der Freude und Dankbarkeit der Charaktere teilzuhaben.

Abschließend lässt sich sagen, dass Klabunds Gedicht „Weihnacht“ ein gelungenes Beispiel für die lyrische Darstellung der Weihnachtsgeschichte ist. Es stellt diese in einem einfachen, volkstümlichen Rahmen dar und lenkt die Aufmerksamkeit auf die Freude und den Segen, die das Weihnachtsfest begleiten.

Weitere Informationen

Klabund ist der Autor des Gedichtes „Weihnacht“. Geboren wurde Klabund im Jahr 1890 in Crossen an der Oder. Das Gedicht ist im Jahr 1927 entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 182 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere Werke des Dichters Klabund sind „Ad notam“, „Akim Akimitsch“ und „Altes Reiterlied“. Zum Autor des Gedichtes „Weihnacht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 139 Gedichte veröffentlicht.

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